Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 4, S. 147
Text
In Deinen Augen spiegeln blaue Fernen,
die nimmer ein bewölkter Blick erreicht,
das blasse Licht von letzten Morgensternen
die Stirne Deiner Kinderträume bleicht.
des Himmels Farbe schmücket Dein Gewand,
du sinnest über einer frommen Weise,
das seidene Buch entsinkt der matten Hand
und Deine schmalen Lippen zittern leise.
ein Irrthum Gottes bannt Dein freies Sein
in trüber Tage wunschgehemmte Bahnen,
du bist des Lebens lichter Widerschein,
das unsere betrübten Seelen ahnen.
Paris. Oscar A. H. Schmitz.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 4, S. 147, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-04_n0147.html)