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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 5, S. 200

Text

200 LEMAÎTRE.

werth verloren hat, mit einer vornehmen Delicatesse die Feder ge-
führt. Der Autor der »Sappho« ist der keuscheste unserer grossen
Romanciers.

Eines Tages sagte er zu mir: »Wenn ich denke, bis zu welchem
Grade ich früher in das Leben verliebt, lebensnärrisch und lebensstolz
war, dann sage ich mir, dass es gerecht ist, wenn ich leide.« An
diesen Ausspruch von heroischer Resignation habe ich mich erinnert,
als ich die asketisch gewordenen Züge seines Antlitzes zwischen den
Rosen seines Todtenbettes und das Crucifix auf seiner entseelten
Brust erblickte.



Herausgeber: Gustav Schoenaich, Felix Rappaport.

Verantwortlicher Redacteur: Gustav Schoenaich.

Ch. Reisser & M. Werthner, Wien.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 5, S. 200, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-05_n0200.html)