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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 7, S. 261

Text

AN DER SCHWELLE DES TODES.

Herbstschatten ziehn um deine weisse Stirne,
Das rauhe Grün der Bäume sieht dich an,
Das Laub rauscht schwer, als kennte es dein Leid.

Du bist so blass. Die Hände zittern dir,
Krank quält dein Auge sich zum kalten Licht,
Ein Schauer geht durch deinen hageren Leib.

Dein Schritt ist matt, und müde ist dein Arm,
In heissen Träumen ängstigt sich dein Hirn,
Und in dir lacht’s und weint’s und spottet’s wild.

Ich gehe stumpf und still an deiner Seite,
Ich bin von deinem Schmerz so furchtbar müde:
Ich weiss ja nicht, wie ich dir helfen soll.

Charlottenburg. Fiedrich Perzyński.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 7, S. 261, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-07_n0261.html)