Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 9, S. 360

Wenn die Zeitungsschreiber symbolistisch werden

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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 9, S. 360

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360 NOTIZEN.

Von demselben »Phantasten« rührt
gewiss die ebenso plastische Wen-
dung her: »Was Bracco uns zum
Besten gibt, ist ein Eiertanz
um
(!) Instinkte!« Oder: »In der
Narrenkappe
, die Bracco den
Frauen zu Füssen legt, liegt sein
eigenes Herz
« (pag. 152). In
den letzten Wochen wurde der
betreffende Journalist tief philo-
sophisch. Unlängst constatirte er:

»Die Wahrheit des Lebens, das ist
das verschleierte Bild zu Sais«

(pag. 150). Eine Woche später
fragte er in einem etwas unrichtigen,
aber recht eindringlichen Deutsch:
»Ist nicht im Tiefsten jeder Ge-
danke immer ein Gefühl?« (pag. 164).

Was soll man dem Autor ant-
worten? Ist nicht im Tiefsten jeder
dieser Essayisten immer ein
Schmock?

P. S. Soeben fallen mir die
jüngsten zwei Hefte rechtzeitig
in die Hand. Im vorletzten Heft
liest man den fettgedruckten Satz
des wage=muthigen Philosophen:
»Wir können im Ballet nur be(=)
greifen, was wir sehen« (pag. 164) und
am 12. März kann man auf Seite 184
lesen: »Seine (Hervieu’s) Menschen
reden von und (!) gegen die
Paragraphen.« Diese Exempel
sprechen auch »von und gegen«
den Autor.

st. gr.



Herausgeber: Gustav Schoenaich, Felix Rappaport.

Verantwortlicher Redacteur: Gustav Schoenaich.

Ch. Reisser & M. Werthner, Wien.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 9, S. 360, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-09_n0360.html)