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kratie, die an Verständnisslosigkeit
und dünkelhafter Bornirtheit solchen
Dingen gegenüber noch mehr
leistet, als man von ihr verlangen
könnte. Nichts bürgerlicher in Ge-
sinnung und Ansichten als der
österreichische Adel, bis in seine
höchsten Höhen hinauf; alles Hohe
und wahrhaft Fürstliche, also auch
die Kunst, ist ihm unangenehm. Er
begnügt sich mit der traditionellen
Impotenz und den gewissen Künst-
lern, die Maler sind und Hofräthe
dazu. Uebrigens scheint es auch
im österreichischen Schriftthum an
solchen Centauren nicht zu fehlen.
So befindet sich im Katalog der
Jubiläumsausstellung ein liebliches
Gedicht von Saar, dieser Säule
unserer Literatur, in welchem es
von der Kunst heisst, dass sie
»aus dem Engen zu sonnigen
Weiten sich emporringe durch
fördernde Gunst«. Jetzt wissen
wir’s wenigstens.
f. r.
Marcel Prévost, »Eine
Pariser Ehe«. München, Verlag
von Albert Langen. 1898.
Die ungeheuere Beliebtheit dieses
Autors stammt vermuthlich daher,
dass er als Erster die erotischen
Gefühle der modernen Durch-
schnittsmenschen mit Witz, einer
gewissen Quantität Grazie und vor
Allem mit kecker Aufrichtigkeit
geschildert hat. In seinen Büchern
müssen Tausende entweder ein
wohlgelungenes Bild ihrer Erleb-
nisse und Beziehungen oder zu-
mindest das Bild ihrer Wünsche und
Sehnsucht gefunden haben Was
erzählt uns dieser seichte Mau-
passant in dem neuen Buch? Eine
hübsche, junge Frau, die natürlich
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viel schlauer und sensibler ist als
der schon alternde Gatte, will
Untreue mit Untreue rächen. Sie
setzt viel ins Werk, um einen
passenden Liebhaber zu finden.
Endlich, nachdem sie den ein-
gefangen hat, mit dem sie es am
liebsten riskiren möchte, und mit
ihm in der heikelsten Situation
ist, fühlt sie halb ärgerlich, halb
herzensfroh, dass sie doch eine
anständige Frau sei, enttäuscht
sich und den Dritten durch das
misslungene Abenteuer. Sie kehrt
heim, von der herbeigeführten
Möglichkeit des Ehebruches schon
befriedigt, und findet ihren Gatten
in — Herzkrämpfen, die er sich
am selben Tage bei seiner Mai-
tresse zugezogen hat. Die Krank-
heit bringt das Leben der Gatten
ins alte Geleise; sie versprechen
sich ewige Treue. Monsieur le
mari wird es halten, denn er
fürchtet einen zweiten Herzkrampf
zu sehr. Und Madame? Madame
tröstet sich bei dem Gedanken,
dass sie — Gott sei Dank nicht
an Herzkrämpfen leide F.
v. Reznicek bemüht sich, den
Roman pariserisch zu illustriren,
aber er gefällt uns nur dort, wo
er dieses vergebliche Bemühen auf-
gibt.
m. m.
Die Ballade: Maudalay
von Rudyard Kipling stammt in ihrer
vortrefflichen deutschen Ueber-
setzung aus dem Nachlasse des
jüngst verstorbenen Dichters Otto
Sachs. Von diesem Autor ist
übrigens dieser Tage auch ein
Novellenband, »Von zwei Ge-
schwistern«, bei Schuster & Loeffler
(Berlin) erschienen.
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