Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 15, S. 588

Die Muscheln (Verlaine, Paul)

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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 15, S. 588

Text

DIE MUSCHELN.
Von PAUL VERLAINE.

In jener Grotte, wo wir einst uns liebten,
Weist jede Muschel eine eig’ne Form.
Die eine hat die Farbe uns’rer Seelen,
Die purpurroth wie unser Herzblut floss,
Als ich und Du in Liebesglut entflammten.
Die and’re ist so bleich wie einst Dein Antlitz,
Nachdem Du müd’ und schlaff dich mir entzogest.
Ein Widerspiel der Anmuth Deines Ohres
Ist diese da; die and’re, liebliche,
Ist wie Dein Nacken, rosigroth und schwellend —
Doch dort, — — dort eine! — — Süssester Anblick,
Der mir das Blut jäh in die Schläfen goss! — —

(Übersetzt von MAX MESSER.)

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 15, S. 588, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-15_n0588.html)