Wiener Rundschau: Jg. 4, Nr. 1, S. 28

Die Kaiserin »Kurzgefasster Grundriss der Geheimlehre« von H. P. Blavatsky* Bücher (Khnopff, FernandGraevell, HaraldGraevell van Jostenoode, Harald)

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Wiener Rundschau: Jg. 4, Nr. 1, S. 28

Text

NOTIZEN.

geistiger Fähigkeiten in die höchsten
Sphären zu versetzen und dem lieben Gott
zuzusehen, wie er es mache. Es ist das
etwa so, wie wenn man mit einer kleinen
Lupe nach den Sternen sehen wollte. Das
Resultat war denn auch ein völlig nega-
tives, das höchstens kleinen Kindern ge-
nügen kann. Während die Auffassung der
modernen Theologie in Bezug auf die
Schöpfungsgeschichte der Vernunft, Wissen-
schaft, Logik und auch dem gesunden
Menschenverstand einen Faustschlag ins
Gesicht versetzt, entspricht die diesen
religiösen Allegorien überall zugrunde

liegende Wahrheit, wie sie im Buche Dzyan
erklärt ist, vollkommen der Vernunft und
den Anforderungen einer unbefangenen
Wissenschaft. Die guten Theologen haben
in ihrem harmlosen Kindergemüth alles
in der Bibel wörtlich genommen und sind
dadurch der Lächerlichkeit verfallen. Sie
müssen wieder von vorne anfangen und
lernen. Wir gehen augenscheinlich einer
Zeit entgegen, in der eine geistige Wieder-
geburt der Menschheit stattfindet, wie die
ganze theosophische Bewegung beweist.

HARALD GRAEVELL.

NOTIZEN.

Die Bleistiftzeichnung Fernand Khnopffs, die wir in diesem Hefte publicieren, wird
der französischen Ausgabe der »Tagebuchblätter« von Constantin Christomanos beigegeben werden.

Bemerkungen über den Maler-Dichter Dante Gabriel Rossetti, die zu vergleichen wären,
finden sich in Nr. 14, III. Jahrgang, S. 325 der »Wiener Rundschau«. Im übrigen sei hier
auf das treffliche Werk seines Biographen Josef Knight: Life of D.-G.-R., London, Walter Scott,
verwiesen. Darin heißt es u. a.: » Ganz abgesehen von dem unmittelbaren Einfluss, den
das jahrelange Studium Dantes auf Rossettis Art geübt, rief bei ihm allemal das Gemälde die
Dichtung, die Dichtung das Gemälde hervor. Zwischen Malerei und Dichtkunst gestellt, die
er beide mit gleichem Erfolge auszuüben wusste, experimentierte er natürlich häufig auf beiden
Gebieten, um sich endlich darüber klar zu werden, welche dieser beiden Bethätigungsarten
seinen künstlerischen Fähigkeiten am besten entspräche. Aber diese Frage ist stets ohne
Antwort geblieben. Denn im Gegensatze zu jenen »Dichtern«, die ihre polemischen oder meta-
physischen Probleme in Verse bringen, um schließlich unter den Philosophen als Dichter und
unter den Dichtern als Philosophen zu gelten — wurde Rossetti von Dichtern und Malern mit
so starkem Enthusiasmus gefeiert, dass man wohl sagen kann, er sei einer der größten Maler
unter den Malern, einer der größten Dichter unter den Dichtern gewesen« Über den
»admirable fondateur de l’école préraphaélite«, der in D.-G.-R. vornehmlich geschätzt wird,
vergleiche man die instructive Broschüre: Les Préraphaélites. Notes sur l’art décoratif et la
peinture en Angleterre. Par Olivier Georges Destrée, Bruxelles. Heranzuziehen wären auch:
The Collected Works of D.-G.-R., edited with preface and notes by William Michael Rossetti, 2 vol.

Die Zinkätzungen dieses Heftes wurden von der Hofkunstanstalt Angerer & Göschl, Wien,
beigestellt. Das japanische Jo-Papier hat die Kunsthandlung Richard Wagner, Berlin, geliefert.
Jegliches Reproductionsrecht der Bilder bleibt vorbehalten. Nachdruck einzelner Artikel ist nur
mit genauer Quellen-Angabe gestattet.

A. L.


Herausgeber: Constantin Christomanos und Felix Rappaport. — Verantwortlicher Redacteur:
Anton Lindner.

K. k. Hoftheater-Druckerei, Wien, I. Wollzeile 17. (Verantwortlich A. Rimrich.)

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 4, Nr. 1, S. 28, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-04-01_n0028.html)