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meinen die Ursache der Krankheiten
ist und worin deren Heilung besteht.
Krankheit ist nichts Anderes als eine
(infolge ganz bestimmter Ursachen plötz-
lich hervorgerufene oder bereits erblich
überkommene) Störung der normalen, zu
unserem vollen Wohlbefinden nothwendigen
Ordnung in unserem Organismus. Mit
anderen Worten: Gewisse in unserem
Körper unausgesetzt — wenn freilich uns
unbewusst — wirkende Kräfte schaffen
und arbeiten nicht mehr gesetzmäßig, ihre
gegenseitigen Beziehungen und Wechsel-
wirkungen sind in Verwirrung gerathen, und
ehe nicht das Gleichgewicht und die
harmonische Thätigkeit aller wieder her-
gestellt ist, kann dieser Zustand nicht auf-
gehoben oder rückgängig gemacht werden.
Unter Besserung oder Heilung ist demnach
nichts anderes zu verstehen, als: die an-
nähernde, beziehungsweise vollständige
Wiederherstellung der normalen Func-
tionen aller zu unserem Körper gehörigen
Einzel-Organe und Bestandtheile.
Die hier erwähnten, unsichtbar und
im gesunden Zustande auch ganz unfühl-
bar wirkenden Kräfte können aber durch
den Willen beeinflusst werden, und zwar
in der Weise, dass jene Kraftkategorien,
welchen sich das Denken und Sinnen
und demnach auch das Wollen des
Menschen vorzugsweise zuwendet, dadurch
an Kraft gewinnen und veranlasst werden,
in der durch den Willen angegebenen
Richtung intensive Thätigkeit zu entfalten.
Denkt demnach ein Kranker immer nur
an seine Leiden und Schmerzen, so leitet
er hiemit den ganzen Strom seines
Wollens fast ausschließlich den
gestörten und in Unordnung
gera-
tenen
Kräften zu, wodurch diese
fortwährend an Macht und Spielraum ge-
winnen und (je nach Art und Grad der
Krankheit) die noch gesunden Kräfte
immer mehr in Mitleidenschaft ziehen und
schwächen. Je weniger der Patient sich zu
einem Entgegensteuern seines Willens gegen
das Fortschreiten der Krankheit aufraffen
kann, umso mutloser wird er werden, und
mit dem Sinken seines Mutes wird die
Verschlimmerung seines Übels ziemlich
gleichen Schritt halten und den allge-
meinen Verfall beschleunigen; denn durch
seine Mutlosigkeit verlieren auch die
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noch gesunden Kräfte an
Wider-
standsfähigkeit gegen die krankhaft
erregten; mit ihrer Schwächung wird die
Unordnung im Organismus immer
größer und der den verordneten Heil-
factoren sich entgegenstellende Widerstand
ein immer bedenklicherer.
Gelingt es umgekehrt dem Zuspruche
des Arztes, die Gedanken des Kranken
mehr auf die Heilung zu lenken, ihn aus
seinem Sinnen und Grübeln über seinen
krankhaften Zustand aufzurütteln, das Ver-
trauen auf die Widerstandsfähigkeit seiner
eigenen Natur anzufachen, die Hoffnung
auf die Möglichkeit einer Wiedergenesung
zu heben und seinen Willen, gesund zu
werden, neu zu beleben — dann wird diese
entgegengesetzte Denkungsart und Willens-
richtung auch die entgegengesetzten Wir-
kungen hervorbringen: die noch ganz oder
doch großentheils noch intacten Kräfte
werden erstarken, können die Oberherr-
schaft über die gestörten erhalten oder
wiedergewinnen, günstig auf sie einwirken
und dadurch den heilenden Einfluss richtig
angewendeter, geeigneter Arzneien oder
Stärkungsmittel mächtig unterstützen.
Hiemit sind aber meist schon die Haupt-
hindernisse der Genesung beseitigt —
und die Gesundung kann ihren Fortgang
nehmen.
Manche möchten dies Verfahren wohl
in das Gebiet der Suggestion und Auto-
suggestion verweisen, die sich ja heut-
zutage schon ein ziemlich weites Feld
erobert haben. Dies ist durchaus nicht zu-
treffend! Es würde jedoch zu weit führen,
den Unterschied hier genauer auseinander-
zusetzen, zumal er jedem mit der Sache
Vertrauten ohnehin einleuchtend sein wird.
Wenn ich nun auch nicht so weit
gehe, zu behaupten, dass dies Verfahren
im allgemeinen, als alleiniges Heilmittel
angewendet, immer durchschlagenden Er-
folg haben muss: so lehrt uns doch das
Studium des Okkultismus, dass der bis
zu einem gewissen Grade der Entwick-
lung vorgeschrittene Okkultist die volle
Herrschaft über die Thätigkeit all’
seiner Organe gewinnt und selbe
durch seinen Willen lenken und
seinen Zwecken dienstbar machen
kann. Aber auch der Alltags-Mensch wird
aus dem Gesagten entnehmen müssen, es
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