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erobern; alles andere können wir getrost
der Zukunft überlassen.
Für uns mitten im Materiellen stehen-
den Menschenkinder, die wir, oft uns
selbst unbewusst, doch alle mehr oder
minder vom materialistischen Geiste etwas
angehaucht sind, hält es ohnehin schon
schwer genug, diesen, unserem individuellen
Sein entsprechenden Platz aufzufinden,
als solchen wirklich zu erkennen und ihn
siegreich in Besitz zu nehmen. Wie oft-
mals werden wir enttäuscht bemerken,
dass wir, wenn auch nicht vergeblich uns
bemüht, so doch immer noch nicht den
richtigen Platz erobert haben, und dann
infolge dieser Erkenntnis immer neuer-
dings zu neuem Kampfe auf Erden oder
auf einem anderen Planeten erscheinen
müssen.
Nur wenn es uns gelingt, durch Ver-
tiefung in unser eigenes Innere den
äußeren Menschen zum Schweigen zu
bringen und das in unserem tiefsten
Herzensgrunde verborgene, wahre göttliche
Leben in uns zur Thätigkeit zu erwecken
und allmählich Gewalt über unser äußeres
Sinnenleben gewinnen zu lassen: erst dann
werden wir auch die Fähigkeit erlangen,
jene leise flüsternde Stimme in unserem
Ohr zu vernehmen, die uns als Weg-
weiser zur Auffindung unseres Zieles
dienen soll. Wer jedoch der Ansicht sein
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sollte, hiezu sei es unbedingt nothwendig,
sich vollständig aus der Welt zurückzu-
ziehen, alle irdisch-weltlichen Pflichten von
sich abzuschütteln und in sorgloser Be-
haglichkeit hinter stillen Klostermauern
ein beschauliches Leben zu führen, der
würde in den meisten Fällen einen argen
Missgriff begehen. Erste Bedingung für
jeden Fortschritt auf geistigem Gebiete
bleibt immer, dass der Mensch vor allem
die Pflichten des Platzes, auf welchen er
im Leben gestellt ist, getreulich und nach
besten Kräften erfülle. Nebenher aber muss
er sich die große Kunst aneignen, sich,
unbeirrt von dem Lärm der ihn umgeben-
den Außenwelt, doch in sein Inneres
zurückzuziehen und sein Ohr daran ge-
wöhnen, jene leise, nicht für jedermann
vernehmbare Sprache nicht nur zu hören,
sondern auch zu verstehen.
Ist es uns einmal gelungen, diese Fähig-
keit zu erwerben, dann haben wir einen
gewaltigen Schritt nach vorwärts gethan;
dann werden wir fortan nicht mehr plan-
los die Wüsteneien des irdischen Lebens
durchwandern; haben wir doch in unserem
eigenen Innern den Führer gefunden, dem
wir uns vertrauensvoll hingeben dürfen,
und welcher, je zuversichtlicher wir auf
ihn bauen, unser Lebensschifflein umso
rascher und sicherer in den Hafen
steuern wird.
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