|
ausreichten. — Dass die Erscheinung des Genies
auf der Erde kein Zufall ist, sondern von
bestimmten Gesetzen abhängt, ist wohl un-
zweifelhaft; diese zu erkennen, bedarf es
allerdings eines tiefer begründeten Stand-
punktes, als es jener der heute herrschen-
den Biologie ist. Das Wort Genie (In-
genium) kommt vom arischen Stamme gen
(γίγνομαι), welcher Entwicklung bedeutet;
das Genie ist der älter gewordene und auf
seiner Bahn zu höheren Fähigkeiten ge-
langte Organismus. Das Genie tritt zwar manch-
mal in Begleit-Erscheinung bestimmter racen-
ererbter Eigenschaften auf, wird aber durch
diese sowenig erklärt wie die Flamme durch
den Zündstoff. Durch ein den Intellectmenschen
unerklärliches Wissen ist es befähigt, mit
dem geringsten Kraftverbrauch die höchste
Arbeit zu leisten; es ist ein Wegabkürzer. Die
Umwelt kann es empfangen und gebären, aber
nicht selbst erzeugen; hier ist der prädestinierte
Vorgang einer conceptio immaculata.
Über die Entwicklung und BEWOHN-
BARKEIT DES MONDES spricht Otto Klemm
in der »Gäa« (Central-Organ der Fortschritte
auf dem Gebiete der gesammten Naturwissen-
schaften, XXXVI, 2 —Leipzig, Eduard Heinrich
Mayer).
Nahe liegt die Frage, ob der Mond
in irgendeiner Epoche die Lebensbedin-
gungen für Organismen geboten hat.
Die Entwicklung organischer Lebewesen ist
streng an das Vorhandensein von Wasser oder
einer anderen, unter gewöhnlicher Temperatur
flüssigen Substanz gebunden. Als den
sicher-
sten Beweis dafür, dass wir auf dem Monde
hauptsächlich mit Wasser rechnen müssen,
kann man die Rillen des Mondes betrachten
( Oberflächen-Spaltungen, entstanden durch die
Expansionskraft gefrierender Wassermassen).
Es hat nun sicher eine Zeit gegeben, in der
auch die übrigen Bedingungen für das Vor-
handensein organischer Lebewesen erfüllt waren,
nämlich eine genügend dichte Atmosphäre
|
und eine gewisse (zwischen engen Grenzen
liegende) Temperatur; und zwar hat diese
Periode wohl solange gedauert, als überhaupt
Wasser in größeren Mengen auf dem Monde
vorhanden gewesen ist.
Nehmen wir an, dass die Mondoberfläche
ungefähr zur Hälfte mit Wasser bedeckt ge-
wesen ist, so kann man leicht berechnen, dass
während einer Rotation ein Wasserquantum
zurückgehalten wurde, das ein Gewicht von un-
gefähr 64.000 Tonnen besaß. Man kann wohl an-
nehmen, dass die Rotationsdauer des Mondes
in ihrem frühesten Stadium ähnlich der Achsen-
drehung der Erde war. Es betrug also die
mittlere Dauer eines Mondtages während dieser
ganzen Epoche 340 Stunden. Setzen wir nun
den Reibungs-Coëfficienten des Wassers 0˙01,
so wurde dem Monde bei jeder Umdrehung ein
Widerstand von 640 Tonnen entgegengesetzt.
Da aber die ganze Mondmasse etwas über
10 Billionen Tonnen wiegt, so war nach rund
achttausend Millionen Umdrehungen die leben-
dige Rotationskraft aufgebraucht. Diese Anzahl
Umdrehungen entspricht aber rund 325 Millionen
Jahren.
Während dieser Zeit (und wahrscheinlich
noch länger) waren auf dem Monde die Be-
dingungen vorhanden, von denen complicierte
organische Lebensprocesse abhängig sind.
Wie weit aber diese Organismen sich ent-
wickelt haben, ob sie einen geistigen Zustand
erreicht haben, der dem unseren ähnlich war,
ob sie also Menschen gewesen sind, darüber
können wir kein Urtheil abgeben, da wir
selbst über das Alter der Lebewesen auf der
Erde völlig im Unklaren sind. Wir können
dagegen — nach alledem, was uns die Wissen-
schaft lehrt — behaupten, dass heute auf dem
Monde höheres organisches Leben nicht mehr
möglich ist. Höchstens wäre die Möglichkeit
irgendwelcher niedriger Vegetations-Processe
gegeben, da noch verschwindend kleine Mengen
Wassers in den tiefen Höhlen der Krater oder
auch in den Rillen vorhanden sein können,
die sich aber der objectiven Beobachtung voll-
ständig entziehen.
|