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vencalin«, zeigen mit der größten
Klarheit diesen Willen zur Verein-
fachung der Kunst, den man übrigens
mehr oder weniger in seinen ganzen
Werken findet und der mir keineswegs
so absurd oder so verächtlich erscheint
in diesen Zeiten der aufs äußerste
gesteigerten Verwicklung, der Kurz-
sichtigkeit und ungeschickter Analyse.
Sind diese Theorien, alle diese Hoff-
nungen Vincent van Goghs praktisch?
Sind es nicht etwa leere und schöne
Chimären? Wer weiß! Auf alle Fälle
habe ich dies hier nicht zu erörtern.
Es genügt mir, die ungefähre Charak-
terisierung dieses merkwürdigen Geistes
zu enden, der so außer allen banalen
Wegen geht, indem ich einige Worte
über seine Technik sage.
Die äußere, materielle Seite seiner
Malerei ist in absoluter Beziehung zu
seinem Temperament als Künstler. In
allen seinen Werken ist die Ausführung
exaltiert, brutal, intensiv. Seine Zeich-
nung, hitzig, mächtig, oft ungeschickt
und einigermaßen schwerfällig, über-
treibt den Charakter, vereinfacht, wird
Meister, Sieger über das Detail, erreicht
die meisterliche Synthese, manchmal
den großen Stil, aber nicht immer.
Seine Farbe kennen wir schon. Sie
ist unwahrscheinlich blendend. Er ist,
wie ich weiß, der einzige Maler, der
den Anschein der Dinge mit dieser
Intensität durchdringt, mit dieser
metallischen, gemmenartigen Qualität.
Seine Versuche mit der Farbigkeit der
Schatten, den Einflüssen von Ton auf
Ton, voller Sonnenbeleuchtung, sind die
allermerkwürdigsten. Er weiß jedoch
nicht immer gewisse unangenehme
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Roheiten zu vermeiden, gewisse Nicht-
harmonien, gewisse Dissonanzen
Was seine Factur, kurz gesagt, be-
trifft, sein unmittelbares Verfahren, die
Leinwand zu illuminieren, so ist es, wie
alles an ihm, feurig, sehr mächtig und
nervös. Sein Pinsel arbeitet mit enormen
Lagen sehr reiner Töne, in gebogenen
Strichen, gebrochen durch geradlinige
Flecke, in manchmal ungeschickten
Anhäufungen, in einem schimmernden
Hinmauern, und all das gibt gewissen
von seinen Leinwänden das solide An-
sehen von aus Krystallen und Sonne
gemachten Mauern.
Wird dieser kraftvolle und wahr-
hafte Künstler, mit den brutalen Händen
eines Riesen, mit der Nervosität einer
hysterischen Frau, mit der erhellten
Seele, so original und so besonders in
unserer erbärmlichen heutigen Kunst,
eines Tages — alles ist möglich —
die Freuden der Rehabilitation, die
reuigen Schmeicheleien der Masse
kennen? Vielleicht. Aber, was kommen
mag, selbst wenn die Mode käme, seine
Bilder — was wenig wahrscheinlich
ist — mit den Preisen der kleinen
Infamien Meissoniers zu bezahlen, ich
glaube nicht, dass viel Aufrichtigkeit in
dieser späten Bewunderung des Publi-
cums sein kann. Vincent van Gogh
ist zugleich zu einfach und zu subtil
für den zeitgenössischen Bourgeoisgeist.
Er wird niemals völlig begriffen werden,
als von seinen Brüdern, den sehr künst-
lerischen Künstlern und den Glück-
lichen des kleinen Volkes, des ganz
kleinen Volkes, die zufällig den wohl-
thätigen Unterweisungen der Laien ent-
ronnen sind!
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