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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 160

Text

160 KRITIK.

schickt, wenn man sich beleidigt
fühlt, seine Zeugen. Der in Rede
stehende Herr hat keinen dieser
beiden Wege betreten, sondern es
vorgezogen, die Sache in Kirch-
weihmanier durch eine thätliche
Attaque auf einen Ahnungslosen
auszutragen. Warum dieser Herr
den ersten Weg nicht eingeschlagen
hat, ist mir, wie oben schon an-
gedeutet, vollständig klar. Welche
Gründe haben ihn nun von dem
zweiten Wege abgehalten?

Man kann ein principieller
Gegner des Duells sein, oder man
hat verschiedenartige Veranlassung,
es zu vermeiden, sei es nun aus
Mangel an Muth — das körper-
liche Kraftübergewicht des Einen
kann ja möglicherweise durch die
grössere Gewandtheit des Anderen

paralysirt werden — sei es, weil
man auf Grund einer bewegten Ver-
gangenheit den Spruch eines Ehren-
gerichtes fürchtet. Offenbar ist
dieser Herr ein principieller
Gegner des Duells

Die Art, wie er dieser Gegner-
schaft Ausdruck gab, die Anwen-
dung der Brachialgewalt, verdient
in jedem Falle die unbedingte Ver-
urtheilung, die sie in allen Kreisen
der Gesellschaft erfahren hat.

Ich spreche im Namen Vieler,
geehrte Redaction, wenn ich Sie
bitte, vorstehenden Zeilen in Ihrem
geschätzten Blatte freundlichst Raum
geben zu wollen. Mit vorzüglicher
Hochachtung

Otto Werneck ,
Wien, IX. Eisengasse 15.

Am 22. December 1896.



Herausgeber und verantwortlicher Redacteur: Rudolf Strauss.

Ch. Reisser & M. Werthner, Wien.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 160, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-04_n0160.html)