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dieser Vorschrift praktisch nicht
durchführbar ist, hat die Auf-
führung deutlich gezeigt; einige
der Schauspieler standen den In-
tentionen des Componisten feindlich
gegenüber, während bei den andern
die Rede trotz guten Willens ge-
zwungen oder geschraubt klang
Die Compositionsweise Humper-
dinck’s ist bekannt. Ohne eigene
Individualität und Erfindung, weiss
der geistreiche Componist — sei
es durch gelungene Contrapunktik
seiner (manchmal kurzathmigen)
Motive, sei es durch blendenden
Orchesterklang — immer wieder
zu interessiren. Der Orchesterpart
ist diesmal ziemlich schwierig. Um-
somehr Lob verdient Capellmeister
Müller, der mit seiner Schaar in
fremdem Fahrwasser sehr geschickt
zu segeln verstand, und besonders
die Primgeige, deren Balanciren in
schwindelnden Höhen dem Com-
ponisten offenbar Vergnügen macht.
H. K—r.
Raimund-Theater. Der
Heiratsmarkt. Drei Acte von
Emil Marriot.
Ueber dieses Stück lässt sich
nichts sagen. Was es will und
meint, ward uns so oft schon ge-
predigt, dass an ein stoffliches
Interesse von vorneherein nicht
zu denken ist. Wir Alle haben es
schon dutzendmal vernommen, dass
Liebesehen besser, dass sie schöner
sind als nüchterne Verstandes-
heiraten; und wir Alle haben zu-
gestimmt, mit Worten zugestimmt,
weil wir nicht wagten, die Zweifel,
die wir etwa hegten, laut zu
künden. Und dennoch gaben und
geben wir heimlich und leise denen
Recht, die bei der Eheschliessung
das materielle Moment in Rück-
sicht ziehen. Wenn die Ehe, wie
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die Gesetze normiren, vor Allem
der Fortpflanzung, der Erhaltung
des Menschengeschlechtes dient,
dann ist im Interesse der Kinder,
ihrer guten Entwicklung und vollen
Entfaltung eine sichere Existenz
der Eltern natürlich geboten. Ja,
von diesem Standpunkt der Racen-
entwicklung aus müsste der Ver-
nunft bei der Eheschliessung noch
eine weit bedeutendere Rolle zu-
gewiesen sein. Um thatsächlich
eine Auslese heranzuziehen, um
ein möglichst festes, willensstarkes,
ungebrochenes Menschenmaterial
zu sichern, müsste der Verstand
der Eltern geradezu die Körper-
beschaffenheit, die Gesundheit, die
Stärke des Schwiegersohnes prüfen.
Vermögen und Kraft — das müssten
beide Theile bieten. Erst dann
wäre die Ehe wahrhaft vernünftig,
weil sie ihrem Zweck erst dann
ganz entsprechen könnte Doch
wenn man selbst von diesen rein
stofflichen Bedenken absieht und
nur die Form betrachtet, das »Wie«
in diesem Stücke, die Art, in der
hier die Tendenz vermenschlicht
wird, auch dann bleibt ein Be-
dauern nur, weil man ein gutes,
ernst zu nehmendes Talent nach
manchen feinen, zärtlichen Nuancen
sich vor der Masse würdelos ver-
beugen, eines versöhnlichen Ab-
schlusses wegen das Reich der
Logik und der Consequenz ver-
lassen, das bunte, rohe Gebiet des
Ungeschmacks und der Bornirtheit
jäh betreten sieht.
G. L.
Philipp Langmann, Barthel
Turaser. Drama in drei Acten.
Leipzig. Robert Friese, Sept.-Cto.
1897.
Otto Julius Bierbaum schrieb
über den Verfasser der »Realisti-
schen Erzählungen«, Philipp Lang-
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