Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 2, Nr. 19, S. 752

Wassermann, »Die Juden von Zirndorf«

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 2, Nr. 19, S. 752

Text

752 NOTIZEN.

seinen finsteren Schatten über die
Lebenden, über Gegenwart und Zu-
kunft wirft. Zuweilen vergisst man
bei dieser grossen Kunst ganz und
gar daran, den todten Buchstaben
eines gedruckten Buches vor Augen
zu haben: es weht der heisse
Athem der Zeit, des Werdens und
Vergehens, des Unbewussten, Trans-
cendentalen aus den Seiten; ein
unbeschreibliches, unheimliches Et-
was lässt ahnen, was in den
Tiefen lauert, an die der Mensch

mit Schaudern nur zu denken
wagt

Dank und Anerkennung sei dem
jungen Autor gezollt, der mit
Wunderhand so viel des Düster-
Schönen auf sein Werk gestreut.
Die »Juden von Zirndorf« sind
nicht der Roman eines Schrift-
stellers, beides in der gleich-
giltigen Geschäftssprache: sie sind
das Buch eines Künstlers in
des Wortes edelster Bedeutung!

Alfred Neumann.



Herausgeber und verantwortlicher Redacteur: Rudolf Strauss.

Ch. Reisser & M. Werthner, Wien.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 2, Nr. 19, S. 752, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-02-19_n0752.html)