Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 1, S. 2
Text
Des letzten Lichtes Auge bricht,
Die rothe Kuppel sinkt im West,
Die weissen Schleier schliessen dicht;
Einmal noch ein Dohlenflug —
Schrill ein Schrei aus hohem Nest;
Gestirne wandeln im steigenden Zug.
Das Pans-Opfer.
Der Sänger.
Hier sind die Sitze; Vater, rastet
Bei des Gottes erznen Sohlen,
Lehnt Euch an geschweifte Bohlen,
Dass mit goldner Hand Euch der Ahorn tastet.
Der Vater.
Wie blickt der Gott?
Der Sänger.
Froh und gnadenreich und mächtig,
Satt von ungemessnen Spenden
Quillt die Hand von Trauben trächtig,
Prachtvoll schwillt die Kraft der Lenden.
Der Vater.
Wie die Opfer?
Der Sänger.
Hoch geschichtet!
Reinlich, ehrfurchtsvoll gesichtet,
Ueberbietend das Gebot,
Prangend unter Seinen Eichen,
Die rings aus den Felsen reichen,
Sie bedachend scharlachroth.
Der Vater.
So schau hinab auf Dorf und Thal,
Melde mir nun von den Dingen
In der Erde breitem Saal:
Lass die Leier mir erklingen!
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 1, S. 2, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-01_n0002.html)