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letzten Repertoiretag seiner Herr-
schaft wollte er noch den Sa«
tyriker hervorkehren und setzte die
»Biedermänner« an. Offenbar hat
er damit jene Elemente zeichnen
wollen, denen das Wohl des Burg-
theaters mehr am Herzen lag, als
die Interessen eines dilettantischen
Directors. Heute tritt Herr Paul
Schlenther, der bisherige
Theaterkritiker der Berliner »Vossi-
schen Zeitung«, sein Amt als Leiter
der Hofbühne an. Es wird an-
haltender Arbeit bedürfen, den in
barbarischer Weise devastirten
Kunstboden wieder keimfähig zu
machen; aber doch wird sich bald
zeigen, ob die einstweiligen Mass-
nahmen Glieder eines Systems sind,
das auf ein erstrebenswerthes Ziel
hinweist.
F. Schik.
— In den Räumen der Künstler-
genossenschaft hat deren Ab-
zweigung, der Aquarellisten-
club, eine sehr reichhaltige und
schon durch ihre Anordnung
empfohlene Ausstellung veran-
staltet. Jede Secession hat die
wohlthätige Folge, dass dem Theil,
der sie verursacht hat, nach der
Anstrengung des Widerstandes
einiges Verständniss für ihre be-
rechtigten Bestrebungen eröffnet
wird. So muthet uns die Ausstel-
lung des Aquarellistenclubs schon
im Arrangement recht secessio-
nistisch an. Aber auch was ge-
boten wird, nicht nur wie es ge-
boten wird, ist sehr sehenswerth.
Neben dem eigentlichen Aquarell
sind zahlreiche andere Techniken
und Reproductionsarten vertreten.
Den Productionen des Wiener
Clubs und dessen auswärtiger Mit-
glieder gesellt sich eine sehr werth-
volle Collection des Karlsruher
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Künstlerbundes hinzu. Das schon
durch seinen im Allgemeinen ge-
ringeren Preis einem grösseren Publi-
cum von Kauflustigen zugängliche
Aquarell wird die Künstler zu jeder
Zeit mehr dazu verführen, zu malen,
wie es dem jeweiligen Modege-
schmack entspricht. Es ist erfreu-
lich, festzustellen, dass auch in
diesem Sinne eine Besserung ein-
getreten ist. Gewisse Porträtmaler
und Landschafter ausgenommen,
die jeden ihrer Striche und jede
aufgesetzte Farbe auf ihre Salon-
fähigkeit prüfen und wohl auch
aus dem Grunde, weil ihnen ein
tieferer Blick nicht gegeben ist,
nur sehen, was jeder sieht, zeigt
sich denn doch bei den Jüngeren
ein Bestreben nach eigenartiger,
selbstständiger Gestaltung. Da
finden wir beispielsweise ein Porträt
von Gottlieb v. Kempf-Harten-
stein, das mit seiner lebendigen Art
packender Charakteristik die aus-
gestellte, oft sehr hoch geschätzte
Mercantilware überragt. Eine starke
künstlerische Individualität und
eminentes Können zeigt der
Triester Arturo Rietti. Man
sehe seine »Geizige«. Ein Kopf
von fast dramatischer Wirkung,
Auch Ferdinand Ludw. Graf’s
Pastellstudie lässt den fein em-
pfindenden Künstler nicht ver-
kennen. Carl Pippich hat einen
Cyklus von Wiener Stadtbildern
beigestellt, in dem Kunst und
Stoff sich ehrlich in eine ganz
hübsche Gesammtwirkung theilen.
Von Heinrich Lefler und Josef
Urban finden wir Federzeichnun-
gen aus Illustrationen zu »Rolands-
knappen«. Der feine Humor des
Illustrators des Märchens vom
Schweinehirten klingt darin ebenso
wohlthuend an, als uns der Er-
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