Faksimile

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 13, S. 508

Text

GEDICHTE VON GABRIELE D’ANNUNZIO. I.
DÄMMERUNG.

O bleibet, bleibt, o bitte, bleibt noch hier,
Erhebt Euch nicht! Verlangt Ihr, dass ich Licht
Ins Zimmer bringe? Nein? O lasst doch nicht
Den Traum so schnell erlöschen, bleibt noch hier!

Es würde uns vielleicht gleich einem Pfeil
Das Licht verwunden Ach schon allzulange
Hat dieser Tag gewährt; ich denke bange
Des nächsten denn das Licht ist wie ein Pfeil

Ihr liebt es auch nicht — nicht wahr? — Eure Augen
Sind müd im Tageslicht und immer wieder
Ist mir, als ob Ihr kaum die schweren Lider
Erheben könnt, von Euren schmerzlichen Augen.

Und nichts, ich schwör es, nichts auf Erden fand
Ich trauriger, als starrer Wimpern Schatten
Auf bleichen Wangen, starrer Wimpern Schatten
Auf Wangen, von denen für immer das Lächeln
schwand

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 13, S. 508, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-13_n0508.html)