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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 19, S. 716

Text

GEDICHTE VON RICHARD DEHMEL.
(Pankow bei Berlin.) TRENNUNG.

Ich wollt Dir die Stirn küssen
und Dir sagen »hab Dank!«
Aber da war ein Licht in Deinen Augen
wie Morgenglut auf unerklommenen Bergwäldern,
und da haben wir gehn müssen,
schweigend.

DER BRÄUTIGAM.

Mein tolles Herz,
ich nehm dich in die Hände;
nun dehn dich an ein sonnig fern Gelände,
da deckt man dich mit stillen Blumen zu.
Da lauscht eine Mutter
dem Ruf der Morgenglocken,
und glättet einer Braut die wilden Locken,
und bittet dich: gieb Ruh, gieb Ruh.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 19, S. 716, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-19_n0716.html)