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besagter Gatten sehe, eine Bemerkung nicht
unterdrücken. Gestatten Sie mir denn nur
zu sagen, diese Ehe wäre besser unter-
blieben, und als sens moral hinzuzufügen:
so geht es, wenn ungehorsame Kinder
ihren Willen durchsetzen.
(Gemurmel des Unwillens.)
Was das Brautgefolge betrifft, ist es
mir vor allem ein Vergnügen darauf hin-
weisen zu können, dass Ritter Blaubart
über seine polygamen Instincte triumphiert
und sich in einer relativ glücklichen Ehe
mit Lady Macbeth, welche ihn durch eine
sehr anerkennenswerte Arbeit über die
Abschaffung der Todesstrafe auf bessere
Gedanken brachte, absolut monogam ent-
wickelt hat. Ich heisse Euch willkommen.
(Murren.)
Mit der gleichen Befriedigung sehe ich
meinen alten Freund Othello von Venedig
wieder. Er hat sich nach überstandenen
Stürmen, trotz des ihm gewordenen vollen
Beweises, dass seine Gattin Desdemona
ihn nicht nur wirklich betrogen, sondern
ihre Gunst sogar zwischen dem Unter-
officier Jago und einem gewissen Lieutenant
Cassio getheilt habe, wieder mit ihr aus-
gesöhnt und führt jetzt eine recht unglück-
liche Ehe mit der eifersüchtigen Desdemona,
die in ewiger Angst schwebt, der Mohr
möchte Revanche nehmen! Ich gratuliere
Euch; insonderheit Othello!
(Murren.)
Zum Schlusse habe ich noch dem Prinzen
Hamlet und dem Fräulein Ophelia Polonius
zum Ringwechsel zu gratulieren. Wie es
diesen beiden Schwärmern ergehen dürfte,
ist schwer vorher zu sagen, doch glaube
ich, dass sie viel zu hoch begonnen haben,
um nicht tiefer als gewöhnlich zu enden.
Jedenfalls viel Glück!
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Und nun zum Feste! Dass es dabei
in solch einer Gesellschaft nicht sonderlich
lustig hergehen kann, versteht sich von
selbst, und ich möchte demnach die Theil-
nehmer davor warnen, sich in Bezug auf
dasselbe Illusionen hinzugeben. Vor allem:
Keine Illusionen! Um mich selbst vor
dem allerunliebsamsten, vor unbezahlten
Rechnungen nämlich, zu salvieren, ersuche
ich in meiner Eigenschaft als Festordner,
die Abgabe beim Eingange zu entrichten.
Hamlet als Künstler ist natürlich nicht bei
Cassa, allein er ist ein schwacher Esser,
und Romeo hält ihn frei. — Begebt Euch
nun hinein, aber, bitte, bezahlt! bezahlt!
Montecchi (zu Capulet). Ich glaube,
Bruder, der Mensch ist jetzt total verrückt!
Don Quixote. Ja, sagt das nur! Als
er an Windmühlen, Schenkmädchen, Stech-
becken, unbezahlte Rechnungen und Schind-
mähren glaubte, da war er verrückt; und
wenn er jetzt nicht mehr an Schenkmäd-
chen, unbezahlte Rechnungen, Stechbecken
und Windmühlen glaubt, ist er gleichfalls
verrückt! Geht, Gesindel! Füllt Euch den
Wanst mit Essen und Trinken, redet von
Liebe, aber nennt sie nicht Brunst, besingt
Dulcinea, aber hütet Euch zu sagen, dass sie
eine Schenkmamsell gewesen; feiert den
Ritter Blaubart, aber lasst kein Wort von
seinen polygamischen Instincten verlauten;
preist Romeo, lasst aber ja nicht merken, dass
Ihr von seiner ersten Verlobung wisst,
verhimmelt Desdemona, ohne je die leiseste
Andeutung fallen zu lassen, dass sie eine
kokette Dirne gewesen! Geht, Gesindel!
Lügt Euch einander so voll, so voll, dass
Ihr um die Ecke schleichen müsst, zu
schauen, wie Ihr innen beschaffen seid!
(Die Hochzeitsgäste begeben sich ins Innere
des Gasthauses.)
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