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der Natur angehörige Wesen eigenartige
polare Ausströmungen eines feinen Stoffes,
den er »Od« nannte, zeige.
Seine Theorie, deren Begründung er
sein halbes Vermögen und viele Jahre
seines Lebens geopfert hatte, wurde aber
von der exacten Forschung nicht aner-
kannt, obwohl viele den gelehrten Ständen
angehörende Personen seine Beobachtungen
bestätigten. Es fehlte eben an einem
Apparate, welcher geeignet gewesen wäre,
das Bestehen dieser fluidalen Strömungen
auf exactem Wege nachzuweisen. So blieb
man auf die Aussagen einer Anzahl von
Personen angewiesen, welche die Fähigkeit,
Odstrahlen wahrzunehmen, besassen und
die von Reichenbach »Sensitive« genannt
wurden. Hätte Reichenbach unsere Tage
erlebt, so wäre ihm wahrscheinlich eine
Ehrenrettung zutheil geworden; denn exacte
Versuche, welche man in jüngster Zeit
mit den hochempfindlichen photographi-
schen Trockenplatten anstellte, beweisen,
dass denn doch derartige Ausstrahlungen
aus lebenden Organismen bestehen.
Die modernen Magnetiseure in Deutsch-
land, in erster Linie aber der bekannte
Director der technischen Hochschule in
Paris, Lecomte (Pseudonym »Rochas«),
sind es, welche in dieser Hinsicht bahn-
brechende Versuche angestellt und durch
das Zeugnis der photographischen Auf-
nahme bewiesen haben, dass jeder Mensch
thatsächlich feinstoffliche Ausstrahlungen
von sich gibt, welche je nach Stimmung
und Befinden wechseln.
Rochas, Professor Luys, die Magneti-
seure: Rohm, Reichel, Tormin und andere
haben in letzter Zeit Abhandlungen mit
Abbildungen veröffentlicht, welche so inter-
essant sind, dass wir uns nicht versagen
können, wenigstens mit einigen Worten
auf diese Versuche einzugehen.
Rochas, welcher ein vorzüglicher Mag-
netiseur und Hypnotiseur ist, hat bei
Versuchspersonen, die er in somnambulen
Schlaf versetzte, Gelegenheit gehabt, zu
beobachten, dass die während des som-
nambulen Zustandes schwindende Empfind-
lichkeit der Haut gegen äussere Eingriffe
sonderbarerweise je nach dem Stadium
des Somnambulismus etwas mehr oder
weniger weit von der Körperoberfläche
entfernt wird. Er nannte dies die »Ex-
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teriorisation« der Empfindungsfähigkeit.
Genauere Untersuchungen ergaben, dass
um den Körper der Versuchsperson herum
— gewissermassen wie Schalen — em-
pfindsame Schichten entstehen, welche der
äusseren Körperform folgen, sich somit
als concentrisch erweisen. Man wird uns
fragen: In welcher Weise gelang es aber,
dies experimentell festzustellen?
Auf folgende Weise: Rochas brachte
eine kleine Wachsfigur in die Nähe der
im somnambulen Zustande befindlichen
Person, jedoch nicht so weit, dass eine
körperliche Berührung mit derselben ein-
getreten wäre. Wenn er diese Puppe nach
einigen Secunden wegnahm und ihr Nadel-
stiche beibrachte, so wurden selbe von
der Somnambule an den genau corre-
spondierenden Körperstellen empfunden.
Er versuchte weiter, Haare, die er der
Versuchsperson aus dem Nacken gezogen
hatte, der Puppe einzusetzen und liess
dann die Figur von einer dritten Person
in ein Nebenzimmer tragen, bevor noch
die Somnambule geweckt wurde. Nach
einiger Zeit fuhr dieselbe mit der Hand
gegen den Nacken und behauptete, an
dieser Stelle bei den Haaren gezogen
worden zu sein. Es hatte sie selbst niemand
berührt, wohl aber war an den der Wachs-
puppe eingesetzten Haaren in diesem Augen-
blicke gezogen worden.
Rochas stellte nun eine photographische
Platte in die Nähe der somnambulen Ver-
suchsperson und zwar innerhalb des Be-
reiches der »exteriorisierten Odschichte«.
Hierauf nahm er von der Person ein Bild
auf. Als nun Rochas das Bild zufällig
zweimal mit einer Nadelspitze stach, fuhr
die Somnambule auf und gab an, im selben
Momente an der nämlichen Körperstelle,
nämlich der rechten Hand, gestochen worden
zu sein. Nachdem sie erweckt worden war,
fanden sich an der Handoberfläche that-
sächlich zwei geröthete, wie von Stichen
verursachte Stellen.
Bei einer Fortsetzung des Versuches,
bei dem Rochas die gekreuzten Hände
auf der Collodiumschicht des photogra-
phischen Bildes mit einer Nadel ritzte,
brach die Somnambule in Thränen aus,
und zeigten sich nach einigen Minuten
auf ihren Händen geritzte Hautstellen.
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