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Befriedigung egoistischer Zwecke. Die
Frauen werden ihren Neigungen folgen
und stets das Vergnügen lieben. Sie werden
selbstisch und lügnerisch sein, indecent
und unmoralisch in ihrem Betragen, und
werden sich stets nur an schlechte Männer
hängen. Aber zuletzt wird die letzte In-
carnation Vishnus als Kalki erscheinen,
sitzend auf einem weissen Rosse, in der
Hand ein Schwert, um alle zu schlagen,
die in der verderbten Zeit Unrecht gethan
haben.
Klingt es nicht, als hätte der Seher
in unsere Zeit geblickt?
Gewiss, die Parallelen zwischen beiden
Völkern sind in die Augen springend. Die
Nachkommen der alten Germanen haben
sich allmählich mit der Urbevölkerung
vermischt, und von dieser Bastard-
bevölkerung stammen die »modernen«
Ideen, die im Grunde uralt sind und sich
überall bilden, wo Halbblut ist. Die Mo-
derne ist so alt wie die Menschheit.
Warum wir das alles sagen? Ein in
London (bei Fisher Unwin) erschienenes
Buch gibt die Veranlassung: »A Literary
History of India« von R. W. Frazer.
Beizeiten sei hier auf dieses bedeutsame
Werk aufmerksam gemacht. Es ist eine
Geschichte des indischen Geistes und
sticht vortheilhaft ab gegen die gewöhnlich
so schulmeisterlich gehaltenen deutschen
Literatur- und Culturgeschichten.
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»Wer die Dichtung will verstehen,
muss in Dichters Lande gehen.« Diesen
Spruch Goethes hat der Autor seinem
Werke vorangesetzt. Und er durfte
es. Lange Jahre hat er sich, der geist-
volle Verfasser von »Silent Godsand Sun-
Steeped-Lands«, in Indien aufgehalten und
die gründlichsten Studien über Land und
Menschen gemacht. Seine Geschichte der
indischen Literatur, die zugleich eine Ge-
schichte der indischen Cultur ist, muss
allen willkommen sein, die wahrnehmen,
welchen Einfluss auf uns jenes merk-
würdige Volk immer mehr und mehr
gewinnt. Seine Philosophie hat längst be-
gonnen, die abendländische zu verdrängen,
und die ganze neuere theosophische Be-
wegung wurzelt bekanntlich auf altarischem
Boden.
Die Götter wohnen nach der An-
schauung der alten Indier im Osten. Des-
halb wurde der Altar schon damals nach
Osten gerichtet. Auch heute blicken wir
wieder nach Osten und studieren indische
Sprache, indisches Schriftentum. Denn
auch von diesen Erzeugnissen des arischen
Geistes aus der Ebene von Kurukshetra,
Brahmavarta und Haskinapura gilt uns der
Spruch: »Introite, nam et hic dii
sunt«.
Harald Graevell van Jostenoode
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