Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 471
Text
— Komm und sauge Honig wie wir!
Und der Schmetterling sank tiefer und tiefer und wollte noch da
war ein Blumenstrauch ob er den noch erreichen würde? Er sank nicht mehr
er fiel! Er fiel
neben den Strauch, auf den Weg, ins Fahrgleis
Und da wurde er zertreten von einem Esel.
DAS MÄRCHEN VOM JAPANISCHEN STEINHAUER.Kleine Upi!
Es war einmal ein Mann, der hieb Steine aus dem Felsen. Seine Arbeit war
sehr schwer, und er arbeitete viel, doch sein Lohn war gering, und zufrieden war
er nicht.
Er seufzte, weil seine Arbeit schwer war. Und er rief: Ach, dass ich reich
wäre, um zu ruhen auf einer Baleh-baleh mit Klambu von rother Seide.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel, der sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er war reich. Und er ruhte auf einer Baleh-baleh, und die Klambu war
von rother Seide.
Und der König des Landes zog vorbei, mit Reitern vor seinem Wagen. Und
auch hinter dem Wagen waren Reiter, und man hielt den goldenen Pajong über das
Haupt des Königs.
Und da der reiche Mann dieses sah, verdross es ihn, dass kein goldener Pajong
über sein Haupt gehalten wurde. Und zufrieden war er nicht.
Er seufzte und rief: Ich wünschte, ich wäre König.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel und sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er war König. Und vor seinem Wagen ritten viele Reiter, und Reiter
waren auch hinter seinem Wagen, und über sein Haupt hielt man den goldenen Pajong.
Und die Sonne schien mit heissen Strahlen und verbrannte das Erdreich, so
dass der Graswuchs verdorrte.
Und der König klagte, dass die Sonne ihm senge das Antlitz und Macht habe
über ihn. Und zufrieden war er nicht.
Und er seufzte und rief: Ich wünschte, ich wäre die Sonne.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel, der sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er war die Sonne. Und er sandte seine Strahlen nach oben und hernieder,
nach der rechten Seite und nach der linken Seite und überall umher.
Und er versengte den Graswuchs auf dem Erdreich und das Angesicht der
Fürsten, die auf Erden waren.
Und eine Wolke stellte sich zwischen die Erde und ihn, und die Strahlen der
Sonne prallten daran zurück.
Und er wurde zornig, dass seiner Macht widerstanden ward, und klagte, dass
die Wolke mächtig war über ihn. Und zufrieden war er nicht.
Er wollte die Wolke sein, die so mächtig war.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel, der sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er wurde eine Wolke und stellte sich zwischen Sonne und Erde und
fieng die Sonne auf, also dass die Gräser grün wurden.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 471, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-03-02-20_n0471.html)