Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 472
Text
Und die Wolke regnete in grossen Tropfen auf das Erdreich und liess die
Ströme schwellen, und Banjirs schwemmten die Herden hinweg.
Und er verwüstete mit Wasser das Feld.
Und er fiel nieder auf einen Fels, der nicht wich. Und er goss in grossen
Strömen, doch der Fels wich nicht.
Und er wurde zornig, dass der Fels nicht weichen wollte und die Stärke seiner
Ströme eitel war. Und zufrieden war er nicht.
Er rief: Diesem Felsen ist Macht gegeben über mich. Ich wünschte, ich wäre
dieser Fels.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel, der sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er wurde Fels und rührte sich nicht, so die Sonne schien, und nicht,
so es regnete.
Und da kam ein Mann mit Hacke und spitzigem Meissel und schwerem Hammer,
der hieb Steine aus dem Felsen.
Und der Fels sagte: Was ist dies, dass dieser Mann Macht hat über mich und
Steine haut aus meinem Schosse? Und zufrieden war er nicht.
Er rief: Ich bin schwächer als dieser ich wünschte, ich wäre dieser Mann.
Und es kam ein Engel aus dem Himmel, der sagte: Dir geschehe, wie Du
gesagt hast.
Und er war ein Steinhauer. Und er hieb Steine aus dem Felsen, mit schwerer
Arbeit, und arbeitete sehr schwer für wenig Lohn, und war zufrieden
Und Du, liebe Upi, was würdest Du erwählen, so ein Engel aus dem Himmel
käme, Dich zu fragen, was Du begehrtest?
Wahrlich, Herr, ich würde ihn bitten, dass er mich mitnähme nach dem
Himmel.
Von EDGAR ALLAN POE .*
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Ich stamme aus einem Geschlechte, das |
zu ihnen, und halb erwachend fühlen sie Bleiben wir also dabei: ich bin wahn- |
* Anlässlich des 50. Todestages des Dichters.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 472, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-03-02-20_n0472.html)