Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 488

Das Gesetz der Wiederkehr und der Krieg (Thomassin, Carl von)

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Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 488

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THOMASSIN: DAS GESETZ DER WIEDERKEHR UND DER KRIEG.

spenst des kommenden Weltkrieges wirft
schon jetzt seine Schatten und lässt seine
fahlen Lichter durch dräuende Wetter-
wolken, unheimliche Gluten bergend, hin-
durchscheinen

Der Krieg in der Zeit von 1904 bis
1932 wird, wie Mewes ferner prophezeit,
weitere Dimensionen annehmen, als die
Kriege in der letzten Trockenperiode zweiten
Grades von 1848 bis 1876, und »demjenigen
Bonapartes in dem Trockenmaximum von
1798 bis 1826 oder noch richtiger dem-
jenigen in dem Trockenmaximum von
1686 bis 1714« deshalb an die Seite zu
stellen sein, da die Kriegsperioden ebenso
wie die Schwankungen der Sonnenflecken
und der Magnetnadel eine etwa 220jährige
Periode zeigen. Der Höhepunkt dieses
Kampfes der Nationen Europas, in den
auch die mongolische Rasse Asiens nach
einer gewissen Periodicität eingreifen dürfte,
fällt etwa in die Zeit um 1910 bis 1920,
so dass, wie der Autor meint, das berühmte
Wort Moltkes, dass wir 50 Jahre lang mit
dem Schwerte in der Hand die errungenen
Erfolge vertheidigen müssten, einst dahin
abgeändert werden dürfte, dass wir nach
Ablauf von 50 Jahren gezwungen werden,

dieselben wieder mit dem Schwerte in
noch blutigerem Ringen zu schützen.
Bezüglich des Vordringens der Mongolen
soll nach einer periodischen Berechnung
zu schliessen sein, dass sie im nächsten
Weltkriege besiegt, aber in der zweiten
Kriegsaera des XX. Jahrhunderts, also
um 1980, mit einer Gewalt gleich der-
jenigen Tamerlans und Attilas auf die
Völker Europas losstürmen werden. Denn
»die grossen Völkerstürme erfolgen in
Perioden von etwa 550 Jahren, also
immer nach Ablauf von 46 Jupiterjahren
oder fünf säcularen Epochen von rund
110 Jahren«, wie Mewes noch tabellarisch
nachzuweisen sucht. Er will auch nach
einer anderen Berechnung finden, dass
schon um 1902 ein Kampf zwischen der
Türkei und Russland entbrennen wird,
der auch bald Wirren zwischen den übrigen
Völkern Europas infolge der entstehenden
Interessenfragen herbeiführen wird. Der
nächste Weltkrieg wird sodann, wie er
glaubt, als Rassenkrieg zwischen Slaven
und Germanen und deren Bundesgenossen
alle früheren an Umfang und Erbitterung
übertreffen.


Herausgeber: Constantin Christomanos und Felix Rappaport. —Verantwortlicher Redacteur:
Constantin Christomanos.

K. k. Hoftheater-Druckerei, Wien, I. Wollzeile 17. (Verantwortlich A. Rimrich.)

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 20, S. 488, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-03-02-20_n0488.html)