Wiener Rundschau: Jg. 4, Nr. 9, S. 112
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod (Gundolf, Friedrich)
Text
Hier schlingen menschen mit gewächsen tieren
Sich fremd zum bund umrahmt von seidner franze
Und blaue sicheln weisse sterne zieren
Und queren sie in dem erstarrten tanze.
Und kahle linien ziehn in reich gestickten
Und teil um teil ist wirr und gegenwendig
Und keiner ahnt das räthsel der verschickten
Da eines abends wird das Werk lebendig.
Da regen schauernd sich die toten äste
Die wesen eng von strich und kreis umspannet
Und treten klar vor die geknüpften quäste
Die Lösung bringend über die ihr sannet.
Sie ist nach willen nicht! ist nicht für jede
Gewohnte Stunde: ist kein schatz der gilde.
Sie wird den vielen nie und nie durch rede
Sie wird den seltnen selten im gebilde.
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Die beiden ersten Gedichte: »Urland- |
witter« und der »Fremden« fast allegorisch |
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 4, Nr. 9, S. 112, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-04-09_n0112.html)