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Intelligenzen nicht glaubte auskommen zu
können. Auf den großen Skeptiker und
ausgezeichneten Experimentator Crookes
passen überhaupt die Haeckel’schen Er-
klärungsgründe noch weniger als die
Faust auf das Auge.
Es ist wirklich ein starkes Stück,
das Zeugnis »hervorragender Physiker«
mit Füßen zu treten, wenn man die in
Rede stehenden Experimente nicht einmal
kennt und noch dazu selbst kein Physiker
ist. Dass Haeckel dies nicht ist, hätte
ich im Hinblick auf sein vierfaches
Doctorthum nicht anzunehmen gewagt;
er sagt es uns jedoch selbst, indem er
in seinen »Welträthseln« auf Seite 253
bemerkt: »Ich bin selbst zu wenig mit
Physik vertraut, um «
Gegen Haeckel’s ebenso unverstän-
digen, wie unverständlichen Ausfall gegen
du Prel habe ich in der Berliner Zeit-
schrift »Die Kritik« (Nr. 186) bereits
protestiert. An dieser Stelle sei es mir
gestattet, zu zeigen, was es mit dem an
Zöllner und seinen Collegen vom »schlauen
Taschenspieler« Slade begangenen Betruge
auf sich hat.
Wenn Haeckel behauptet, dass »der
Schwindel Slade’s nachträglich klar zu
Tage gekommen« sei, so kann er nur
jenen Scherz im Auge haben, der von
einem Dr. Christiani nach den Zöllner-
schen Sitzungen im Kreise bange gewor-
dener Professoren producirt wurde. Haeckel
vertraute, da er Zöllner’s Berichte un-
möglich gelesen haben kann, in dieser
Angelegenheit zweifellos dem verstorbenen
Physiologen Preyer, der in einem Artikel
über »Spiritistische Irrlehren« (»Magazin
für die Literatur« 1893, Nr. 40) ver-
meinte, den Fall Zöllner mit folgendem
Satze aus der Welt schaffen zu können:
»Getäuscht wurde der Astro-Physiker Zöll-
ner, der aus geschickt hergestellten Knoten
die vierte Dimension erschloss, obgleich
Dr. Christiani ganz genau dieselben Bind-
fadenschleifen im natürlichen Raume her-
stellte.« Zöllner hat nämlich, beiläufig ge-
sagt, die geistreiche Hypothese aufgestellt,
dass die intelligenten Wesen, die in einem
endlosen Faden Knoten zu knüpfen ver-
möchten, vierdimensionaler Natur sein
müssten. Die Exaktheit des betreffenden
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Experimentes, das bei hellem Tageslicht
und in Gegenwart von Zeugen stattfand,
bestand darin, dass Zöllner seinen eige-
nen Bindfaden schon präparirt, d. h. mit
verknüpften und versiegelten Enden, in
die Sitzung mitbrachte, dass er ihn nicht
aus der Hand gab, dass er während der
Sitzung den Bindfaden mit seinen beiden
Daumen gegen die Tischplatte presste,
und dass das Siegel stets über dem Tische
sichtbar war, während der Theil des Fa-
dens, in dem die vier Knoten in wenigen
Minuten gebildet wurden, auf seinem Schoß
herabhieng. Das Medium saß lediglich mit
am Tische und befand sich dabei in einem
durchaus passiven Zustande. Wer zu
glauben vermag, dass dieses Knotenexperi-
ment unter diesen von Zöllner
ge-
stellten
Bedingungen taschenspiele-
risch nachgeahmt werden kann, der kann
sich, falls er nicht etwa unehrlich ist,
eines fast an Blödsinn grenzenden Skepti-
cismus rühmen.
Zu Preyer’s apodiktischem Ausspruche
über Zöllner’s Niederlage ist nun aber
ferner zu bemerken: Erstens wird von den
vielen Experimenten Zöllner’s, welche dieser
in 30 Sitzungen angestellt und auf mehr
als 100 Seiten seiner »Wissenschaftlichen
Abhandlungen« beschrieben hat, nur des
Knotenexperimentes Erwähnung gethan.
Zweitens wird nicht etwa Zöllner’s Ehrlich-
keit und Zurechnungsfähigkeit bezweifelt,
sondern es wird, wie es auch ein beschränk-
ter Unterthanenverstand einem Physiker
gegenüber kaum fertig brächte, vom Uni-
versitätsprofessor Preyer vorausgesetzt,
dass Zöllner ganz gemüthlich zugesehen,
wie das Medium seinen eigenen, mit den
Knoten schon versehenen Bindfaden aus
der Tasche zog, wie es ihn, um die
Knoten noch zu verbergen, nicht aus der
Hand gab, wie es den Faden dann unter
den Tisch hielt, um die Knoten zu ver-
schieben, und wie es schließlich das
Wunder auf den Tisch legte. Denn wie
sollte man die Phrase von den »geschickt
hergestellten Knoten« anders verstehen?
Drittens aber — und das ist das Aller-
unverzeihlichste — wird mit keinem Worte
erwähnt, dass Zöllner den besagten Herrn
Christiani eingeladen, das Kunststück auch
ihm vorzumachen, dass dieser es jedoch
vorgezogen, der Einladung keine Folge zu
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