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sterben. Der eine hinterließ nur blasse
Nachahmer ohne Talent, der andere schuf
und bildete eine Schule junger Leute, die
eine Art moderner Intimität, doch keine
Ähnlichkeit mit den Bildern ihres Meisters
zeigen.
Neben dem Impressionismus entstand
eine andere Gruppe von Neuschöpfern,
die in den Salons die festeste Hoffnung
unserer französischen Zukunft bilden. Zu
den Schülern Moreau’s gehören einige
junge Leute, wie Bussy, Martel, Brant
und Besson. Unter den Neorealisten, die
zu der düsteren Malerei zurückkehren,
muss man Charles Cottet, den Marine-
und Gestaltenmaler der Bretagne nennen,
der ein Meister erhabenen, concentrierten
und tragischen Stils werden wird; dann
Réné Ménard, Lucien Simon, André
Dauchez, Henri Duhem und Marie Duhem.
Einen besonderen Platz muss man auch
Le Sidaner (jetz in Brügge) anweisen,
der vielleicht der interessanteste der neuen
Impressionisten ist. Er vereint mit der
Technik Claude Monet’s eine zum höchsten
Raffinement getriebene und fast musika-
lische Sensibilität der Nuancen. Diese
Maler, die mehr oder weniger vom Im-
pressionismus und den der Akademie
entgegengesetzten Ideen stammen, bilden
eine aufblühende Jugend. Ihnen muss
man einige elegante Portraitmaler von
weltmännischer Grazie zugesellen. Aman-
Jean ist einer der decorativsten, Helleu
der vervös ausdrucksvollste derselben.
Schließlich muss man zu den Franzosen
den Spanier de la Gandara zählen,
der ein Schüler Whistler’s ist. Wieder
ganz abseits und zu Besnard neigend,
steht der Decorationsmaler Gaston La
Touche, der in den Salons glänzende Ge-
täfel von verschwenderischem und eigen-
artigem Geschmack zeigt. Das Gleiche
kann man von Maurice Eliot sagen.
Forain, der so gute satirische Zeich-
nungen schuf, bevor er sein Talent in
der (von den antisemitischen Pariser
Zeitungen inspirierten) Carricatur verlor,
ist der directe Schüler Degas’. Den Zeich-
nern Lautrec, Steinlen, Léandre
und Jean Veber, die ihre größten
Erfolge in den illustrierten Zeitungen er-
zielen, sind in gleicher Weise die Ideen
Manet’s und der Impressionisten vorbild-
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lich gewesen. Schließlich hat der Einfluss
Manet’s und Whistler’s den talentvollen
Jacques Blanche geschaffen, der (heute
unser subtilster Mädchenmaler) in seinen
ornamentalen Portraits von Reynolds und
Gainsborough inspiriert wird.
Man sieht, der Impressionismus hat
in Frankreich lauten Widerhall geweckt.
Monet, Degas, Renoir werden heute noch
verpönt und gemieden, aber Besnard,
Blanche, Cottet werden gefeiert. Ewiges
Gesetz der Neuerungen, das leichter den
Commentaren eines Gedankens Geltung
verschafft, als diesem Gedanken selbst.
Ich will jetzt einige Worte über die
symbolistischen Künstler sagen, die
sich zwischen den impressionistischen
Realismus und die akademische Schule
gestellt haben. Gustave Moreau als die
merkwürdigste und Puvis de Chavannes
als die größte Figur dieser Bewegung
habe ich bereits angeführt. In Wirklich-
keit umfassen diese beiden Männer die
ganze Bewegung. In Frankreich hat sie
sonst fast gar nichts hervorgebracht. Der
litterarische Symbolismus ist keine fran-
zösische Bewegung, sondern eine Zu-
sammensetzung des Wagnerismus, des
Hegel’schen Idealismus und des eng-
lischen Lyrismus; der Symbolismus in
der Malerei hat nichts der französischen
Rasse Eigenthümliches aufzuweisen. Feli-
cien Rops, den man trotz seines alä-
mischen Ursprungs vielleicht zu den
Franzosen zählen darf, hat keine Schüler
hinterlassen. Eine Gruppe junger Leute,
die sich von den platonischen und neu-
katholischen Theorien Sâr Peladan’s hin-
reißen ließen, hat in dem vielgenannten
Salon La Rose-Croix wiederholt ausge-
stellt, aber bis auf einige Nachahmungen
der italienischen Primitiven nichts Be-
merkenswertes hervorgebracht. Man sah
unter ihnen den Zeichner Carlos Schwabe,
die Maler Armand Point und Lévy-
Dhurmer (sehr hervorragende decorative
Talente) und den sehr jungen Mystiker
Maurice Denis, der eine ganz be-
sondere naive Anmut besitzt. Aber man
kann nicht sagen, dass die symbolische
Schule durch sich selbst besteht. Ihre
Theorie ist bemerkenswert und wahrhaft
künstlerisch, aber auf das nationale Tem-
perament nicht anwendbar, das da ver-
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