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und Majas die Durchschnitts-Typen sind,
in der eine große Künstler-Individualität
verkannt, missverstanden und schließlich
durch die Lebens-Eindrücke in die Irre ge-
trieben wird — muss selbst der Künstler
am Ende zu der Verzweiflungs-Erkenntnis
kommen, dass wirklich der Rausch des
Genusses das Einzige ist, was Befriedigung
gewähren kann.
Denn Ibsen weiß sehr wohl, dass der
wahre, große Künstler schaffen muss und
kein Genussmensch sein kann. »Menschen
wie ich,« sagt Rubek, »finden kein Glück
im müßigen Genuss; das habe ich all-
mählich eingesehen. So einfach ist das
Leben nicht für mich und meinesgleichen.
Ich muss ununterbrochen arbeiten — Werk
schaffen auf Werk — bis zu meinem
letzten Tage. Ich bin zum Künstler ge-
boren und werde nie was anderes, als
Künstler werden!« Aber er braucht jemand,
der ihn versteht, »ihn gleichsam ausfüllt,
eins ist mit all seinem Thun und Schaffen«.
Darum kann er nicht auf die Dauer mit
einer lebenslustigen »Alltags-Frau«, die sich
»für diese Kunstfragen und dergleichen,
weiß Gott, gar nicht interessiert«, zusammen-
leben; er darf aber auch nicht »lieben«,
ohne an seiner Künstlerschaft Einbuße zu er-
leiden. Seine einstige Gefährtin, sein Modell
für seine »Auferstehung«, war ihm »ein
hochheiliges Werk der Schöpfung«; wenn
er ihrer in Sinnlichkeit begehrte, wären
»seine Gedanken unheilig geworden«, hätte
er nicht schaffen können, was er schaffen
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wollte. Lieben oder Schaffen. Solange
er »schuf«, war er blind für das Leid des
neben ihm nach Liebe hinschmachtenden
Weibes, das ihm ihr Elternhaus, ihre
Schönheit, ihr junges Menschenleben zum
Opfer gebracht hatte. Als aber seine
Schaffensfähigkeit infolge der Enttäuschung
und des Zerfalles mit sich selbst »todt«
ist, da kann er lieben, da kommt er zu
der Erkenntnis, dass Leben, Genießen, sich
der Liebe Hingeben besser ist als Schaffen.
Aber auch nun ist sein Glücksbegehren
nicht das der Durchschnittsmenschen Ulf-
heim und Maja, sondern ein so über-
mäßiges, so strahlendes, wie nordische
Sommernacht auf den Bergen, dass es nur
ein Augenblicks-Genießen werden kann,
dass der Tod darauf folgen muss. Darum
ist die Schneelawine, die Rubek und Irene,
seine »begnadete Braut«, die »willig und
gern ihrem Herrn und Gebieter folgt«, wie
Rebekka dem Rosmer, im Herniedersausen
vergräbt, als sie »durch die Nebel« zum
flammenden Morgenlicht der Bergeshöhen
hinaufsteigen wollen, kein Zufallsspiel der
Natur, sondern, gerade wie in »Brand«
der Lawinensturz, die äußere dramatische
Verbildlichung des völligen Abschlusses
zweier Menschenleben — —
Das sind die Bekenntnisse und Ent-
hüllungen über das Innenleben und die
Lebenstragik eines Künstlers und Dichters,
die Ibsen bietet. Stärker als je lebt in
diesem Drama seine symbolische Kunst.
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