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Charleville am 20. October 1854), in seiner
Vaterstadt ein Denkmal setzen will. Dem
Comité gehören an: Anatole France, Camille
Pelletan, Jean Morèas, Laurent Tailhade, Emile
Verhaeren, Stuart Merrill, Pierre Louys, Gustave
Kahn, Alexandre Natanson, Félix Fénéon, Paul
Fort, Alexandre Charpentier, Alfred Vallette,
Edouard Ducôté, Charles Boès, Tristan Klingsor,
A. Bardez. Als Secretäre zeichnen: Auguste
Brunet und Henry J. M. Levey, als Schatz-
meister: E. Delahaye. Die Büste Rimbauds,
von Paterne Berrichon gefertigt, wird soeben
im Salon der Plume ausgestellt. Über den
wunderlichen und interessanten Dichter, dessen
Lebenslauf so seltsam wie seine Kunst war,
wird Oscar Panizza in einem der nächsten
Hefte dieser Zeitschrift berichten. Rimbaud,
der jung gestorben, wird auch in Frankreich nur
von einer ganz kleinen Dichtergemeinde ge-
schätzt; den Deutschen ist er fast gar nicht
bekannt.
GEORGES EEKHOUD, einer der größten
belgischen Prosaisten, wird wegen seines
Romans Escal Vigor (Verlag des Mercure de
France) von dem Assisengericht in Brügge
soeben zur Verantwortung gezogen. Der Staats-
anwalt erklärt dieses leidenschaftliche, lyrische
Werk, aus dem eine hohe philosophische Welt-
Anschauung spricht, für unsittlich. Die officiellen
Kreise stimmen ihm bei. In Wahrheit geht
diese moralische Opposition auf den pfäffisch-
reactionären, jesuitisch-clericalen Geist der
Katholiken-Partei zurück, die jetzt ganz Belgien
zu beherrschen scheint. Inzwischen haben
Anatole France, Zola, Heredia, Régnier, Mirbeau,
Louys, Kahn, Quillard u. v. a. gegen diese
neuerliche Vergewaltigung eines freien Künstlers
in den schärfsten Ausdrücken protestiert und
an Eekhoud Worte der Sympathie gerichtet.
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In der wissenschaftlichen Vereinigung
»Sphinx« zu Berlin, deren Vorsitz Dr. med.
Dermitzel führt, sprach Prof. Obertimpfler
unlängst über das Verhältnis der OCCULTEN
zur sogenannten EXACTEN WISSEN-
SCHAFT. Die Frage, ob der occultistische
Forscher Anspruch auf wissenschaftliche
Anerkennung habe oder nicht, lässt sich am
sachlichsten geschichtlich beantworten.
Ein Blick auf die ältesten Zeiten lehrt, dass
(wie sich die Astronomie aus der Astrologie,
die Chemie aus der Alchemie, die Mathematik
aus kabbalistischen Studien entwickelt hat;
auch die Philosophie und im speciellen die
Psychologie (z. B. bei Plato) von vornherein
in engster Verbindung mit streng occulten
Problemen behandelt wurde. Noch Kant steht
den letzteren freundlich gegenüber; aber je
mehr nach ihm das metaphysische Interesse,
das rein geistige Denken, hinter das empirisch-
sinnliche zurücktrat, desto mehr wurde der
Occultismus aus den Grenzen der anerkannten
(sozusagen legalen) Wissenschaft herausge-
drängt und zum Sondergebiet jener Unzeit-
gemäßen gemacht, die bei aller Wissenschaft-
lichkeit das Bedürfnis nach einem philoso-
phischen
Ausgleich zwischen den realen
und idealen, den materiellen und spirituellen
Principien nicht verloren haben. Diesen unzeit-
gemäßen Köpfen dient nun der Occultismus
namentlich dort als Stütze, wo die Kenntnisse
der schulmäßigen Wissenschaft vollkommen
versagen. Die letzten Gründe der Dinge,
die Welträthsel — um den neuen Terminus
zu gebrauchen — werden von ihnen im
Transcendenten zu lösen versucht. Die
moderne spiritualistische Forschung ist nichts
anderes, als: Naturwissenschaft, ins Jenseitige
fortgeführt. Als solcher gehört ihr die
Zukunft.
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