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»Philosophie« von inneren Widersprüchen
strotzt, dass der Vertreter der »monisti-
schen Weltanschauung« gar nicht weiß,
was Monismus ist; dass er nicht als
Monist und Pantheist (Spinozist), sondern als
Materialist und Atheist bezeichnet werden
muss. Gott ist nach Haeckel identisch (!)
mit dem Gesetz von der Erhaltung der
Materie und der Energie, ein Ausdruck
für gewisse Gleichungen. Der Geist wird
als eine besondere Art der Kraft aufge-
fasst, als eine Analogie zur Elektricität.
Eine Kraft ist aber bekanntlich durch ihre
Beschleunigung bestimmt; es ist also zu
hoffen, dass die Naturwissenschaft der Zu-
kunft auch — Beschleunigungen des
Geistes messen wird. — Nachdem er
Haeckels philosophische Falschmeldung
constatiert hat, geht Adickes daran, die
gröbsten Absurditäten des Materialismus
aufzudecken. Härte, Farbe, Geschmack, Ton,
Geruch wohnen nicht den Körpern inne,
sondern nur unserer Vorstellung. Es ist
durchaus nicht einzusehen, warum ihnen
diese Eigenschaften entzogen, Raum-Er-
füllung und Masse jedoch gelassen werden.
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Es ist der alte »mechanistische Aberglaube«,
der trotz der Mach’schen Aufklärungen
noch lebt. »Dir glaub’ ich nur mit
dem Aug’«, spricht, wie Siegfried zu
Mime, der Materialist zur Welt, und hält
der stärkeren Ausbildung und größeren
Deutlichkeit gewisser Sinnesgebiete halber
einige Empfindungsinhalte für ideal, andere
für »real«, das heißt unabhängig von
der Empfindung. Haeckel hat, wie es
scheint, nicht einmal die Anfangsgründe
der Kant’schen Philosophie, von Schopen-
hauer in den Satz: »Kein Object ohne
Subject« zusammengefasst, begriffen.
Er weiß nicht, dass nicht das Psychische
aus Physischem, sondern im Gegentheil
alles Physische aus dem Psychischen
hervorgeht, dass die Materie das Werk
unseres Geistes ist und pur als Be-
wusstseinszustand existiert. Darum
ist ihm und seinen leider noch immer
zahlreichen Gläubigen der Weg zum
wahren Monismus, welcher über den
Fechner’schen psycho-physischen Paral-
lelismus führt, versperrt. —.—
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