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des Kreuzkrautes und des Flachses als
weniger gut fixiert fortadvocieren können
(und das Kreuzkraut wird oft rothblau,
die Akelei weiß und rosa), aber da strande
ich an dem giftblauesten von allem
Blau, dem Sturmhut! Aber ehe ich mich
lege, mache ich noch einen Versuch —
einen lahmen! Zuerst streiche ich das
kleine Kreuzkraut als unbestimmt fort
und dann nehme ich die vier angebauten,
den Flachs inbegriffen, und beschuldige
den Anbauer. Das hilft mir etwas! Der
wilde Flachs hat nämlich weiße Blüten!
Der wilde Rittersporn hat violettblaue
Blüten; die Akelei hat bisweilen weiße
und rosa; und eine Art Sturmhut hat im
südlichen Europa gelbe Blüten! Der Be-
weis ist schwach, das wird zugegeben,
und ich muss noch einen anderen und
stärkeren versuchen.
Weil die Familien, unter welche
diese unregelmäßigen blauen gehören,
bereits während der Kreidezeit auftreten,
brauchen die genannten Verwandten
nicht während derselben Periode dage-
wesen zu sein.
Das ist ein guter Beweis, obgleich er
negativ ist.
Und damit kann ich eine etwas ge-
fährliche Hinterbemerkung verwerfen, die
ich verborgen habe, um nicht den Effect
meines Systems zu zerstören. Es gibt
nämlich ja bereits während der Secundär-
zeit eine niedere Gruppe, die Monokoty-
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ledonen genannt, zu welcher die Gräser
mit ihren grünen Blüten gehören. Leider
gehören dahin auch die blauen Zwiebeln,
die Hyacinthen und Orchideen. Wenn ich
eben angenommen habe, dass alle Zurück-
bleibenden von jeder Gruppe sich in sich
selbständig entwickelt haben, was ja
nahezu klar ist, so ist damit die Gefahr
vorüber. Und für die Entwicklung der
Farben in der Ordnung, die ich angegeben
habe, sprach ja mein embryologischer
Versuch mit den Knospen der Akelei,
welche für mich dieselbe Rolle spielten,
wie die Embryonen der gelehrten Physio-
logen auf ungleichen Entwicklungsstadien,
welche die Herleitung des Menschen ge-
zeigt haben.
Am schönsten kann man den Gang
der Sache an einem schwarzen Maulbeer-
baum illustriert sehen, wenn er in Frucht
steht. Das ist ein lieblicher Anblick, den
man niemals vergisst, zumal, wenn man
das erstemal, wie mir geschah, den Baum
gegen ferne Schneealpen, als Hintergrund
stehend, zu sehen bekommt.
Zwischen dem prächtigen lindengleichen
Laube sitzen die Beeren in allen Farben
des Prisma. Vom Grün durch Grüngelb,
Wachsgelb, Lachsgelb, Himbeerroth,
Kirschroth, Schwarzblau. Müssen wir mehr
Zeugen stellen? So ist es! Warum, das
wissen wir nicht und damit haben wir
nichts zu thun.
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