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konnte auch eine Verstimmung hereinbringen,
so dass es allen unheimlich wurde Ich
glaube mich unsichtbar von höherem Wesen
umgeben.« — In den »Unterhaltungen deutscher
Auswanderer« heißt es: »Sie ergriffen die
Gelegenheit, über manche unleugbare Sympa-
thien zu sprechen und fanden am Ende eine
Sympathie zwischen Hölzern, die auf Einem
Stamme erzeugt wurden, zwischen Werken,
die Ein Künstler verfertigt, ziemlich wahr-
scheinlich. Ja, sie wurden einig, dergleichen
Phänomene ebenso gut für Naturphänomene
gelten zu lassen, als andere, welche sich öfter
wiederholen, die wir mit Händen greifen und
doch nicht erklären können.« — Als von der
bekannten somnambulen Seherin von Prevorst
die Rede war, sagte Goethe zum Kanzler
Fr. v. Müller: »Ich zweifle nicht, dass diese
wundersamen Kräfte in der Natur des Menschen
liegen, ja sie müssen darin liegen.« — Aus
Goethes Briefwechsel sei ferner der folgende,
ungemein bezeichnende Ausspruch wieder-
gegeben: »Ich bin geneigter als jemand, noch an
eine Welt außer der sichtbaren zu glauben
und habe Dichtungs- und Lebenskraft genug,
sogar mein eigenes beschränktes Selbst zu
einem Swedenborg’schen Geister-Universum
erweitert zu fühlen.« — Endlich sei noch
erwähnt, dass Goethe in den »Wahlverwandt-
schaften« die Wirkung der Imagination auf
das Aussehen des erzeugten Kindes schildert,
worauf du Prel in der »Zukunft« (vom 23. No-
vember 1895) aufmerksam gemacht hat.
Ferner: »Ich möchte sagen, dass alle diejenigen
auch für dieses Leben todt sind, die kein anderes
hoffen.« — »Die persönliche Fortdauer steht
keineswegs mit den vieljährigen Beobachtungen,
die ich über die Beschaffenheit unserer und aller
Wesen in der Natur angestellt, im Widerspruch;
im Gegentheil, sie geht sogar aus derselben mit
neuer Beweiskraft hervor.« — »Mich lässt der
Gedanke an den Tod in völliger Ruhe, denn
ich habe die feste Überzeugung, dass unser
Geist ein Wesen ist ganz unzerstörbarer
Natur.« — »Es ist einem denkenden Wesen
durchaus unmöglich, sich ein Nichtsein, ein
Aufhören des Denkens und Lebens zu denken;
insofern trägt jeder den Beweis der Unsterb-
lichkeit in sich selbst und ganz unwillkürlich«
— »Die Überzeugung unserer Fortdauer ent-
springt mir aus dem Begriff der Thätigkeit,,
denn wenn ich bis an mein Ende rastlos wirke,
so ist die Natur verpflichtet, mir eine andere
Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige
meinem Geist nicht ferner auszuhalten ver-
mag.« — Goethe war auch von der Präexistenz
und der Reincarnation überzeugt. Bekanntlich
hat er sich mit dieser Lehre seine starke
Neigung zu Frau von Stein erklärt; und zu
Falk sagte er: »Ich bin gewiss, wie Sie mich
hier sehen, schon tausendmal dagewesen und
hoffe wohl noch tausendmal wiederzukommen.«
Ja, er hatte sogar den besonderen Glauben,
einmal unter Kaiser Hadrian dagewesen zu
sein; deshalb zöge ihn alles Römische so an
und käme ihm so heimisch vor.
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Ein deutscher Buddhist (Ober-
Präsidialrath Theodor Schultze). Bio-
graphische Skizze von Dr. Arthur
Pfungst, Verlag Frommann, Stutt-
gart 1901. Dem vor wenigen Jahren
dahingeschiedenen tiefen Kenner der in-
dischen Literatur widmet ein Freund diese
kleine Schrift der Erinnerung. Bemüht, das
wenig gewürdigte Wirken dieses Mannes
einem großen Kreise »menschlich« näherzu-
rücken, bringt der Biograph weniger eine
kritische Würdigung des von Schultze
vertretenen religions-philosophischen Stand-
punktes, als eine liebevoll behandelte Dar-
stellung seines Wesens und seiner schrift-
stellerischen Bedeutung. Die ziemlich aus-
führlich gehaltene Analyse der leitenden
Ideen des Schultze’schen Hauptwerkes
(»Vedanta und Buddhismus als Fer-
mente für eine künftige Regeneration des
religiösen Bewusstseins«) dürfte Manchen
veranlassen, dem Philosophen Schultze
näherzutreten, der Vielen bisher nur
als Meister einer naiv-tiefsinnigen Über-
setzungskunst bekannt war. Das Werk
zerfällt in zwei gesonderte Theile. Der
erste ist »die Auseinandersetzung des
Autors mit dem Christenthum« — eine
objectiv kritische Untersuchung seines
ethischen Gehaltes und seines Cultur-
wertes. Der zweite Theil beschäftigt sich
mit den philosophischen Systemen des
west-asiatischen Culturkreises und ermittelt
die große Bedeutsamkeit der buddhistischen
Hauptlehren (Atma, Reincarnation, Karma)
hinsichtlich ihrer sittlich-regenerierenden
Kraft.
Das Lebensbild dieses einsamen
Denkers kennen zu lernen, ist auch vom
culturgeschichtlichen Standpunkte wert-
voll: es lehrt uns, wie das deutsche
Volk seine geistigen Führer würdigt,
seitdem es das Denken mit der Industrie
zu vertauschen gelernt hat. o. b.
Aus München wird uns geschrieben:
Das Künstlerhaus veranstaltete eine
Böcklin-Feier, welche ein von Hof-
mannsthal gedichteter Prolog eröffnete:
Ein Jüngling, der mit vier Fackeln tragen-
den, in der Art der Priester im »Heiligen
Hain« weiß Gewandeten auftrat, als die
Hymne von Richard Strauß (von einem
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