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unbeweglicher Spiegel, in der gleichen Wann endlich wird die Zeit, ihre Das Paradies ist immer zu erneuen. Alles müht sich nach seiner ver- Aber wie die Zeit nicht flieht, als |
besser erscheinen zu können. Es ist Auf den auserwählten Höhen, auf
Und dann, nein! Alles ist neu Denn der Fehler ist immer der |
* Die Wahrheiten bleiben hinter den symbolischen Formen. Jedes Phänomen ist
das Symbol einer Wahrheit. Seine einzige Pflicht ist, dass es sich offenbare. Seine einzige
Sünde: dass es sich vorzieht. Das ist, was ich sagen möchte. Ich werde mein ganzes
Leben
darauf zurückkommen. Hier sehe ich die ganze Moral. Und ich glaube, dass alles darauf
zurück-
führt. Ich will es hier nur angeben, in einer Note, ebensowohl fürchte ich, damit
den engen
Rahmen dieses kleinen Tractats zu sprengen. Wir leben, um zu offenbaren. Die Regeln
der
Moral und der Ästhetik sind dieselben: jedes Werk, das nicht offenbart, ist unnütz
und damit
schlecht. Jeder Mensch, der nicht offenbart, ist unnütz und damit schlecht. (Wenn
man sich
ein wenig erhebt, wird man dennoch sehen, dass alle offenbaren, aber man soll es erst
nachher
erkennen.)
Alles, was eine Idee repräsentiert, versucht, sich der Idee vorzuziehen. Sich vorziehen,
das ist der Fehler. Der Künstler, der Gelehrte sollte sich der Wahrheit, die er sagen
will,
nicht vorziehen. Das sei seine ganze Moral. Nicht das Wort, nicht die Phrase, die
Idee, die
sie zeigen wollen. Ich sage fast, dies ist die ganze Ästhetik.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 5, Nr. 7, S. 144, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-05-07_n0144.html)