|
am Leitfaden des Satzes vom Grunde
von selbst abschnurrt — bildet das unter-
scheidende, äußere Kriterium.
Auch darin zeigt sich die große Ana-
logie zwischen den beiden Elementar-
Bethätigungen, dass sie auf ihrer höchsten
Stufe sich vom ethischen Problem nicht
mehr loszuringen vermögen. Nicht bloß
sein erkennendes, sondern auch sein fühlendes
und wollendes Ich projiciert dann der Denker
auf das Weltganze; himmelan lodert die
Glut des Erkenntnis-Triebes, die sich mit
der vollkommensten Liebe vereinigt hat,
in Giordano Bruno; unheimlich flackert
das verhaltene Feuer unter dem keuschen,
mathematischen Faltenwurf des Spinoza.
Wenn zuletzt das ethische Grund-
phänomen unter dem Gesichtspunkte der
öfters angeführten Betrachtungsart seine
Erläuterung finden soll, so muss aus-
drücklich betont werden, dass dem Pro-
jectionsvermögen auf diesem Gebiete keine
andere Bedeutung zukommen kann, als die
eines cerebralen Anschauungsvermögens
besonderer Art. Schon im vierdimensionalen
Raum verliert die Bezeichnung eines ge-
schlossenen oder offenen dreidimensionalen
Körpers ihre Berechtigung. Andererseits
|
erscheint die dreidimensionale Mannig-
faltigkeit selbst als das eigentliche
Platonische Projections-Phänomen,
so dass in voller Analogie geschlossen
werden darf, dass jener Vorgang, der uns
in der sittlichen Welt ermöglicht, die harten
Hirnschalen zu durchbrechen und uns ganz
in die Innenwelt eines Zweiten zu versenken,
vielleicht — ja höchst wahrscheinlich —
psycho-physisch zugeordnet sei jener höher
dimensionierten Mannigfaltigkeit, durch
deren Projection unsere phänomenale Welt
mit ihrem Nebeneinander der Körper zu-
stande kommt.
Das Weiterverfolgen dieser Relationen
hat — wenn unser Erkenntnis-Apparat
auch bald versagt — keine Grenze. Hier
verliert sich der Blick aus dem Reich des
Apodiktischen in die endlose Spiegelung
des Relativischen. Wir erkennen uns als die
Mittelglieder einer unendlichen Kette, von
der wir kaum noch die allernächsten wahr-
zunehmen vermögen. Dem Hang des
Menschen, sich diese ewige Relativität mit
größter Klarheit ins Bewusstsein zu
bringen, entspringt die Wissenschaft. Sie
ist die rätselhafteste Erscheinung des
organischen Lebens.
|