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unter höherem Zwanggesetz, das wir nicht
kennen, auf Geheiß und mit freiem Willen
des höheren transcendenten Ich. das in
verschiedensten Karma-Rollen auf der Erd-
bühne sich vorspielt.
— Transcendentes Ich?! Was ist nun
das wieder?
— Theilweise eine Erkenntnis, die ins
Gebiet des praktischen (angewandten)
Occultismus gehört und die uns daher hier
nicht beschäftigen darf. Theoretisch: die
Seelenmonade des Giordano Bruno (plagiiert
von Leibniz), die sich ihre verschiedenen
Karma-Formen sucht, jedoch — ganz wie
der allgemeine Weltgeist in Brunos An-
schauung — nicht nur immanent, sondern
auch transcendent wirkt. Was übrigens
den Process der Geburt betrifft, so werden
künftige erleuchtete Geschlechter über die
Begriffsstutzigkeit der »modernen Auf-
klärung« staunen, die sich über die
zweifellos unüberbrückbaren Widersprüche
der materiellen (sexuellen) Vererbungs-
theorie mit mysteriösen Fictionen eines
»Überspringen« vieler Glieder« (wonach
ein Mensch, seinen Eltern total unähnlich,
seinem Ur-Ur-Urgroßvater überraschend
ähnlich sähe!) und ähnlichen Salti mor-
tale weghilft, dagegen mit Entrüstung die
»hirnverbrannte« Logik ablehnt, dass der
Mensch, ein Product kosmischer Stoffe,
naturgemäß von allen kosmischen Kräften
beeinflusst und nicht etwa bloß das Meer
vom Lauf der Gestirne abhängig werde!
Die Ergebnisse der modernen englischen
Astrologie sind jedoch so überzeugend für
jeden Unvoreingenommenen, dass die
Wechselwirkung des Horoskops auf die
Geburt unumstößlich, die weitere als ab-
solute Vorbestimmung des Lebenslaufes
mindestens wahrscheinlich ist. Auch sind
die überraschenden Resultate der Chiro-
mantie nicht wegzuleugnen, ebenso wie
die Möglichkeit prophetischen Ferngesichtes
in vielen Fällen durch den Augenschein
erwiesen wurde. Aus dem allen ergibt
sich die Vorbestimmung des individuellen
Lebens mit zwingender Gewissheit, und
das nothwendige Fundament der Lehre
vom Karma ist somit gegeben.
— Und wann »will« der Wille wieder-
geboren werden? Beim Sterben oder in
der Zwischenzeit nach dem Tode, wo doch
unsere Zellen aufgelöst sind?
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— Gewiss, mein Occultismus nimmt
an, dass in der Sterbestunde, wo der ent-
weichende »Manas« sich über sein Erden-
wallen Rechenschaft ablegt, der Entschluss
zu einer bestimmten Form gefasst
wird. (Denn ein besonderer »Wille« zur
Wiedergeburt kommt gar nicht in Frage,
solange »der Wille zum Ich« — viel
richtiger ausgedrückt, als Schopenhauers
verwaschener »Wille zum Leben« —noch
lebendig wirkt und daher unter alten Um-
ständen weiter ein Ich-Sein behaupten
will.) Im Interregnum zwischen zwei Ge-
burten bereiten sich die Elemente dazu
vor; wie, bleibt uns natürlich verschlossen.
Als absurd muss die brahminische Annahme
einer Zwischenzeit von 1500 Jahren aus-
gemerzt werden, falls nicht symbolisch
gemeint. Vielmehr dürfte der Zeitraum
sich unendlich in den unendlich vorhan-
denen Fällen differenzieren und die
Blavatsky (»Geheimlehre«) lehrt die will-
kürliche Wiedergeburt je nach Belieben
nicht nur der Buddhas und Mahatmas,
sondern auch hervorragender Genien, die
zur allgemeinen Evolution der Erdgeschichte
erforderlich sind. — An die »Geheimlehre«
aber muss ich Sie verweisen, wenn Sie
die occulte Theorie für Entstehung der
»Erbsünde« und hiermit das Karma be-
greifen wollen: durch Abfall der Lemurier
und Atlantier von ihrer Halbgott-Natur
spiritueller Art ohne sexuelle Zeugung.
Obschon der esoterische Buddhismus
zwar das Protoplasma, aber nicht in der
Auffassung des naturwissenschaftlichen
Materialismus kennt, darf ich demnach
immerhin Ihre ironische Frage beant-
worten: Nein, der Urschleim war nicht
»sündig«. Was das »Da-sein-wollen« der
spirituellen Urmenschen (Erzengel der
Mythologie) betrifft, so war es ein frei-
williges, aber aufs Gebot der Pflicht,
um eine Mission zu vollziehen, daher vom
Fluch des Ich-Willens frei. Die späteren
Rassen aber — die eigentlichen »Menschen«
unserer Art — wollten thatsächlich ein
getrenntes »Ich-Leben« aus Hoch-
muth und Trotz auf »Schwarze Magie«,
welches occulte Geheimnis die Ur-Mythen
in Lucifer, Prometheus und Loki ver-
körpert haben, und verfielen hiermit sofort
dem Karma — dem »Fatum, das über
Göttern und Menschen thront«. Denn die
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