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Aber das ist noch nicht alles. Die
Scheibe fängt an, Garben eines rothen
Lichtes zu schleudern, indem sie sich
von rechts nach links und von links
nach rechts dreht, die Sonnenfackeln
nachahmend, aber auch einem Sonnen-
fleck en tourbillon oder den Spiral-
nebeln in der Jungfrau oder im Jagd-
hund gleichend.
Beim Maximum des durch den
Druck hervorgerufenen Schmerzes ver-
schwindet die Sonne und ein glänzen-
der Stern weißen Lichtes tritt in Er-
scheinung.
Wenn der Druck nachlässt, ver-
schwindet der Schein und ein Farben-
spiel zeigt sich, in der Mitte eine Grube
im purpurnen Schwarz der Skabiose,
von einem milden Schwefelgelb um-
geben, die charakteristische Zeichnung
eines Sonnenfleckes aufweisend. Ist es
also das Innere seines Auges, das der
Astronom in Worten und Bildern
zeichnet, und werden es die Linsen
des Fernrohres und des Apparates sein,
die er photographiert, wenn er auf die
Platte die Figur der Sonne repro-
duciert?
Aber, antworte ich, die Fackeln,
die Flecke, die Protuberanzen sind
photographiert! Und ich blieb da einen
Augenblick stehen.
Inzwischen fiel eine Ophtalmos-
kopie mit colorierten Kupfern mir in
die Hände, und ich gestehe mein Er-
staunen, als ich diese Figuren der Netz-
haut sah, welche die Wolke, die Sonne,
die concentrischen Ringe, die Sterne,
die Milchstrasse, alle die Phänomene
des Himmelsgewölbes nachahmten.
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Wo beginnt das Ich und wo endigt
das Nicht-Ich? Ist das Auge von der
Sonne adoptiert oder hat das Auge
dies Phänomen geschaffen, das die
Sonne genannt wird?
Magister dixit: Schopenhauer hat
gesagt: Die ganze Welt mit dem unend-
lichen Raume, in welchem alles ein-
geschlossen ist, mit der Unendlichkeit
der Zeit, in welcher sich alles bewegt,
mit der wunderbaren Mannigfaltigkeit
der Dinge, welche beide erfüllen, ist
nur ein Gehirnphänomen.
Die Sonne zeichnet eine kreis-
förmige, aber imaginäre Bahn auf dem
imaginären Gewölbe des Firmaments,
das nicht fest ist. Diese Bahn beschreibt
einen Winkel von 23 ˚ gegen den
Himmelsäquator.
Das Auge wird von einer Kugel ge-
bildet, die einen runden und gelben Fleck
besitzt wie die Sonne, und dieser ein-
zige lichtempfindliche Fleck ist 23 ˚
oberhalb des Punktes gelegen, wo der
unempfindliche Sehnerv eintritt.
Ist vielleicht der Mensch, als er sich
von hinten wieder auf die Beine richtete
und die Sonne in voller Figur betrachtete,
in punctum cecum geblendet worden,
und hat die Sonne, das allgegenwärtige
Licht, sich einen neuen Brennpunkt
geschaffen?
Oder hat die Erde, als sie die Stel-
lung ihrer Achse änderte, den Menschen
gezwungen, sich die 23 ˚ aufzurichten?
Wer es weiß, sage es, und zu
gleicher Zeit mag er erzählen, warum
das Herz ebenso eine Neigung von 23 ˚
anzeigt.
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