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Es ist heutzutage viel von den »Occul-
tisten« die Rede, und man versteht darunter
gewöhnlich eine Classe von Personen, die
sich mit Hypnotismus, Animismus, »Sug-
gestion«, Somnambulismus u. s. w. beschäf-
tigen und aus den Beobachtungen von
dergleichen äußerlichen Vorgängen oder
dabei auftretenden Erscheinungen Schlüsse
auf deren unbekannte Ursachen zu ziehen
suchen. Da diese Art von Wissenschaft
noch gleichsam in ihren Windeln liegt,
weil es an der Fähigkeit fehlt, die Ur-
sachen solcher Phänomene direct zu schauen
und zu erkennen, so herrschen auch darin
die verschiedensten Meinungen und mit-
unter sehr verkehrte Ansichten; denn die
Wirklichkeit kann nur Derjenige zweifellos
erkennen, der auf den Grund aller Dinge
sieht. Das Wort »occult« bedeutet »ver-
borgen«, und die occulte Erkenntnis
bezieht sich deshalb auf das in uns
verborgene göttliche Leben und dessen
Beziehungen zum Weltall, und die daraus
entspringende Wissenschaft gehört nicht
dem sterblichen Menschen, sondern dem
Gottmenschen an; ja sie ist so er-
haben, dass sie der materielle Mensch
nicht erfahren und höchstens oberflächlich
und nur theoretisch begreifen kann. Aus
diesem Grunde finden ihre Lehren auch
nur selten Eingang in den Kreisen der-
jenigen Gelehrten, welche sich nur mit
den äußerlichen Erscheinungen und äußer-
lichen Beziehungen der Dinge beschäftigen,
weshalb auch St. Paul mit Recht von
dieser Wissenschaft sagt: »Wir reden
nicht von der Weisheit der Autoritäten
dieser Welt, sondern aus der verborgenen
Weisheit Gottes« ().
Der diesem Artikel zugemessene Raum ge-
stattet nur eine oberflächliche und deshalb
mangelhafte Darlegung dieses Systems.
Nach demselben findet im Weltall eine be-
ständige Evolution und Involution,
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d. h. eine Schwingung der Centralkraft
zur Peripherie (Materie) und eine entgegen-
gesetzte (rückkehrende) Bewegung zum
Centrum (Geiste) statt. Auf diese Weise
macht die »Seele« ihre Erfahrungen und er-
langt durch zahlreiche aufeinanderfolgende
Verkörperungen schließlich den Zweck
ihres Daseins, die Selbsterkenntnis des
Guten und Bösen und das Bewusstsein
des Lebens im Ewigen.
Ferner unterscheidet die occulte Wissen-
schaft im Weltall vier Regionen oder
Ebenen (die höchsten Zustände von Para-
nirwana und Nirwana nicht zu
erwähnen), nämlich die geistige Welt, die
ideale Gedankenwelt, die Astralebene oder
die Mittelregion und schließlich unsere
physische, sichtbare Welt. Jedes dieser
Reiche (die nicht räumlich, sondern
Bewusstseinszustände sind) nebst seinen
Unterabtheilungen hat seine ihm eigen-
thümlichen Zustände und Bewohner. Jedes
derselben erfordert eine ihm angemessene
Organisation für Bewusstsein und Wahr-
nehmung. Die Seele auf ihrem Herab-
steigen ins materielle Dasein nimmt auf
jeder dieser Ebenen einen anderen Körper
an, der den daselbst herrschenden Bedin-
gungen genügt und legt auf ihrem Wieder-
emporsteigen zu ihrer wahren Heimat
diese Körper, einen nach dem andern,
wieder ab. Dies geschieht folgendermaßen:
Das wahre göttliche, unsterbliche Ich
des Menschen, welches ein Bewohner der
Gotteswelt und jedes einzelnen Menschen
persönlicher Gott ist, steigt selbst nicht
herab; aber es gleicht einer göttlichen
Sonne, die einen Lichtstrahl als einen
Theil ihres eigenen Wesens aussendet,
und dieser Lichtstrahl, der schließlich
wieder zu ihr zurückkehrt, bildet die
menschliche Individualität. Bei diesem
Herabsteigen nimmt sie verschiedene
Körper an, und zwar werden dieselben
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