|
Curie, das Palatinum und Prätorium
für alle Vasallen und Palatine dieser
Welten, ob sie nun Gott bereits zum
Wirken geschaffen oder ihnen einst-
weilen bloß die Sitze für ihr Walten
bereitet habe. War doch auch dieser
irdische Wohnort, der mit so reicher
Liebe für spätere Geschlechter aus-
geschmückt worden ist, lange Zeit-
räume leer, ohne Schauspieler und
ohne Hörer.
Hier wird mir mit einemmale klar,
weshalb die alten Pythagoräer (bei
Aristoteles) das Centrum der Welt (das
sie als Feuer anführen, unter dem sie
aber ganz zweifellos die Sonne meinten)
die Wachtstätte des Gottes ()
nannten; und, was den Psalmisten im
Geiste bewogen haben mag, zu schreiben:
»Er hat das Tabernakel auf der Sonne
aufbewahrt«. Auch dürfte Proclos,
der Platoniker (den ich in den vorher-
gegangenen Büchern meiner »Welt-
harmonie« öfters angeführt habe) seine
an die Sonne gerichtete Hymne gewiss
an jenes Wesen gerichtet haben, das
das Tabernakel auf der Sonne errichtet
hat. Denn dieser Proclos lebte zu
einer Zeit, wo es bei Todesstrafe ver-
boten war, unsern Erlöser als Gott zu
bekennen
Wenn es mir nun erlaubt sein
mag, dem Faden der Anologie weiter
zu folgen, um tiefer in die Mysterien
der Natur vorzudringen, so möchte ich
— vielleicht nicht ganz grundlos —
darauf hinweisen, dass sich die Bahnen
der sechs Gestirne verhalten mögen
zum gemeinsamen Orts- und Kraft-
Centrum, wie die zum ; nach
der Eintheilung des Aristoteles, Plato
und der Übrigen, oder die localen Um-
drehungen der einzelnen Planeten zur
ewig dauernden, unbegrenzten Umdre-
hung der Centralsonne um sich selbst
(welche die Sonnenflecke beweisen, wie
ich in meiner Untersuchung über den
Mars gezeigt habe), wie das
zum : nämlich das Verhältnis
des verschiedengestaltig Vielfachen zur
obersten, einheitlichen Synthesis des
Verstandes. Denn gleichwie die Sonne
|
durch die von ihr ausströmende Sub-
stanz und ihre Eigenbewegung alle
Planeten in Bewegung versetzt und
erhält, so bringt auch der sich selbst
erkennende Verstand Ruhe in die Viel-
gestaltigkeit der Erscheinungen, die
Einfachheit seiner Function auf das
zu Erkennende übertragend; und so
macht er alles verständlich, das er
beleuchtet.
Daher kommt es also, dass die Be-
wegungen der Planeten um die Sonne,
so verschlungen sie auch in einander
sein mögen, durchaus von dem ruhen-
den Centrum abhängen; und daraus
ergibt sich auch, dass der menschliche
Verstand zur Erkenntnis der wahren
planetarischen Abstände und alles
Übrigen, damit im Zusammenhange
Stehenden* niemals hätte dringen
können, wenn sich der Ring der Erd-
bahn nicht inmitten der übrigen Bahnen
jedes Jahr von neuem schlösse. Die
ruhende Sonne erfreut sich der er-
habenen Einfachheit der Betrachtung
und erhält keine Kenntnis von dem hin
und wieder durch die unendlichen Welt-
räume sich verbreitenden Gegen- und
Auseinander-Klange. Sie erblickt und
erfasst die Verhältnisse in den plane-
tarischen Bahnen, wie sie ihr aus ihrem
Gesichtswinkel erscheinen — nicht
durch weitläufige Schlüsse, sondern
unmittelbar, anschaulich. Wie es sich
aber mit dem Verstande des Menschen
verhalte und mit der Wahrheit über
die Erscheinungen der sublunarischen
Sphäre, ist aus den früher angeführten
Gedanken des Plato und Proclos wohl
deutlich hervorgegangen.
So wird es nicht mehr wunderbar
erscheinen, zu hören, dass in den tief-
sten Schlummer sinkt, wer aus dem
von Proclos gleich im ersten Verse
seiner Hymne erwähnten Becher des
Pythagoras einen tiefen Trunk gethan,
und nun die wundervolle Harmonie
des Planetenreigens vernimmt. Ich selbst
will aber kühn weiter fabulieren nach
dem schönen Muster der Platonischen
Atlantis und Ciceros Scipionischem
Traum: An meinem Auge ziehen, nach
|