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und nach, vorüber die mächtigen Kugeln,
durch Welträume auseinandergehalten,
die mir die einzelnen, verschiedenen,
begrifflichen Functionen des discursiven
Verstandes deutlich genug symboli-
sieren; am deutlichsten schaue ich die
mittlere von ihnen, unsere Erde, und
die erhabenste von allen, die Trägerin
des umfassendsten Intellectes, die Sonne,
in der das Feuer des Verstandes loht,
das , der erhabene , die
Quelle aller Harmonie.
Schon dem Tycho de Brahe war es
gewiss, dass alle Planeten mit Lebe-
wesen dicht bevölkert seien; und ich
will mich von dieser Ansicht gewiss
nicht ausschließen. Ist es denn im
Ernste anzunehmen, dass eine schöpfe-
rische Potenz begrenzt sei, welche
Wesen für das Wasser geschaffen, das
die luftathmenden Thiere fliehen; welche
die Flieger mit Schwingen bewaffnet
im weiten Äther; die in die eisigen
Gefilde des Nordens weiße Bären und
weiße Füchse gesetzt und ihnen die
Wale des Meeres und die Eier der
Eisvögel zum Futter gewiesen hat;
die in den glutstarrenden Wüsten-
strecken Libyens die Löwen vor Hun-
ger, in den öde sich hinziehenden
Steppen Syriens die Kameele vor Durst
geschützt hat? Soll diese schöpferische
Gewalt wirklich ihre ganze Kunst und
Kraft auf unsere Kugel allein aufge-
wendet haben und unfähig sein, die
verschiedenen, das Leben bedingenden
Elemente der übrigen Welten nach
ihrem Sinne für die Schaffung neuen
Lebens zu verwenden, also: die lange
Dauer oder die Kürze der Umdrehungs-
zeit, die Sonnennähe oder Sonnenferne,
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die Verschiedenheit in der Größe der
Excentricität, den Glanz oder die Dunkel-
heit der Weltkörper?
Wir besitzen das Symbol des männ-
lichen Principes (hier auf der Erde) in
dem Dodekaeder, das Symbol des
weiblichen Principes im Ikosaeder —
der erste füllt der Erdsphäre äußeren,
der zweite ihren inneren Raum; das
Symbol der geschlechtlichen Vereini-
gung zeigt sich uns aber in dem un-
aussprechlichen, göttlichen Verhältnis
dieser beiden; wie mag es sich nun
auf den übrigen Welten hinsichtlich
dieser Urfiguren verhalten? Weshalb
umschweben vier Mondgöttinnen den
Jupiter, zwei den Saturn in anmuthigem
Lauf und umkreist nur Luna allein
unseren Wohnraum? Führt die Analogie
nicht weiter? Soll die Sonnensphäre
allein unbewohnt sein, wenn alle Planeten
bevölkert sind, wo doch alle übrigen
Bedingungen nicht fehlen? Wenn die
Sonne schwarze Dämpfe ausstieße, wie
die Erde gewitterschwangere Wolken?
Wenn die Erde ihren Schoß befruchten
lässt von den befeuchtenden Regen-
schauern und die Frucht heranreift, so
leuchtet die Sonne, indem sie sich
selbst verbrennt, am ganzen Leibe
lodernd, mächtige Brandfackeln gegen
den Himmel schleudernd. Solch ein
Process soll zwecklos verlaufen, auf
einer verödeten, vereinsamten Kugel?
Welch kleiner Geist, den es nicht zwingt,
zu erkennen: dass reine, feurige Leiber
diesen Weltherd bewohnen, fähig, das
Complicierteste einfach zu schauen und
zu verstehen, würdig der Stätte, wo das
ewige aufflammt?
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