Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 95
Text
Ablamore (auf Palomides zugehend).
Habt Ihr die Thüre des Zimmer geöffnet?
Palomides.
Ja, ich ich hab’ es gethan — und was weiter? —
und was weiter? Ich kann sie nicht sterben lassen unter
meinen Augen Seht, was Ihr gethan habt Alladine
Fürchte nichts Sie öffnet ein wenig die Augen Ich
will nicht
Ablamore.
Schreit nicht Schreit nicht so Kommt, wir
wollen die Fensterladen öffnen Man sieht nichts, Alladine
Sie ist schon auf. Alladine, komm auch du Seht ihr,
meine Kinder, es ist finster im Zimmer. Es ist hier so finster,
als wäre man tausend Fuss unter der Erde. Doch ich öffne
einen der Fensterladen, und sehet! Alles Licht des Himmels und
der Sonne! Wir können es so leicht haben; das Licht
ist bereitwillig Es genügt, dass man es ruft; es folgt
immer Habt ihr den Strom mit seinen kleinen Inseln
zwischen den blühenden Wiesen gesehen? Der Himmel
ist heute ein krystallener Reif Alladine, Palomides,
kommt und schaut Nähert euch Beide dem Paradiese
Ihr sollt euch umarmen in der neuen Klarheit Ich zürne
euch nicht. Ihr habt gehandelt nach dem Gebote und ich des-
gleichen Neigt euch einen Augenblick aus dem offenen
Fenster und betrachtet noch das liebliche Grün
(Stille. Er schliesst den Fensterladen wieder, ohne etwas zu sagen.)
(Fortsetzung folgt.)
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 95, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-03_n0095.html)