Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 139
Text
Von Felix Rappaport (Wien). AHASVER. I.
In deiner Augen Glühn hab’ ich’s erkannt —
Du bist von denen,
die erliegen werden
Der Weg ist lang und heiss der Sonnenbrand —
Ahasver wandelt immer noch
auf Erden.
Durch seine Adern zehrend schleicht der Brand,
Er schreitet schweigend
durch die Menschenheerden. —
Eins bleibt dir, wenn auch alles Andre schwand —
Die müde Schönheit
rhythmischer Geberden
Die Feuer werfen Gluthschein durch das Feld,
Im Hintergrunde
starren die Ardennen;
Er ruht im Traum in seinem Purpurzelt,
Darum im Kreis
zwölf hohe Fackeln brennen.
Ein Satyrspiel wälzt draussen sich die Welt,
Der sammtne Vorhang
muss von ihm sie trennen:
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 139, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-04_n0139.html)