Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 140
Text
Sein Haupt, das glühnde, sie umschlossen hält —
Zu seiner Seele ward
ihr Selbsterkennen.
Manche schreiten im Lichte doch um dich her
Dämmernd grünliche Schimmer
den Pfad erhellen
Aus vergessenen Gärten schwül und schwer
Ziehen die Düfte,
die welken Blüthen entschwellen.
Längst gestorben ragt die Stadt aus dem Meer,
Weisse Paläste
umklagt von den wiegenden Wellen. —
Wie auf dem Feste der Masken gehst du einher,
Wenn das Horn erdröhnt
und die Geigen gellen
In der Tiefe brausen die Wasser; doch oben
Gleitet die Barke, die schlanke,
im weissen Licht
Nicht die Stürme, die nachts um die Ufer toben,
Die versunkenen Dome,
du kennst sie nicht.
Längst ist aller Wille zum Kampf zerstoben,
Kaum ein Laut,
der die fluthende Stille durchbricht —
Aus deiner Tiefen smaragdenem Glanz gewoben,
Ragt in steinernen Rhythmen
das Gedicht
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 4, S. 140, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-04_n0140.html)