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Aeusserungen täuschen so leicht
über ihre Abstammung. Aber in
dem Gesammtbilde vieler Werke
liefert eine Künstlernatur meist ein
unwillkürliches, doch nicht unge-
treues Selbstporträt. So überrascht
die Exposition der Bilder des ver-
storbenen Malers Rudolf C. Huber
durch ihre Vielseitigkeit. Man an-
erkennt sein starkes Können, wenn
auch Vieles nicht mehr anspricht.
Man empfindet ihn als Künstler.
So mehr, als einige Studien aus
letzter Zeit ein Auffangen neuer
coloristischer Reize und eine
grössere Milde und Weichheit des
Tones und der Farbe zeigen.
A. D. Goltz setzt sich stark für
sein ehrliches Wollen ein. Ohne
reichen Umfang und tiefere Emotion
eine freundliche innere Geschlossen-
heit. Eine kleine »Pythia«-Skizze
ist ein glücklicher Ansatz zu sub-
jectiverer Vertiefung. Daneben viel
künstlerische Schwärmerei in satten
Molltönen. Ribarz hat manche
feine Arbeit. Man mag seine Tüch-
tigkeit nicht in Abrede stellen,
wenn sie auch nur für den Nicht-
»Kenner« eine starke persönliche
Marke trägt. Elemente fremder
Gestaltungskunst mischen sich kaum
merklich in seine Mache. Japanische
Vorbilder im Coloristischen (bei
den Blumenstücken) und ein leichter
Raffaeli’scher Einfluss in der
Contourirung sind unverkennbar.
Im Uebrigen überfluthet eine Fülle
von harmlosen Genrebildern jener
Art, wie sie schon längst überall
ausgestorben ist und nur mehr von
der Wiener Künstlergenossenschaft
das Gnadenbrot geniesst, die Räume
des Hauses — eine Fluth, in der die
Hoffnung auf eine baldige Besserung
unserer Kunstverhältnisse unter-
zugehen droht. Man möchte sich
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rächen und die Katzen der Frau
v. Ronner darin ersäufen.
W—m.
»Poggfred, Kunterbuntes
Epos in zwölf Cantussen« von
Detlev v. Liliencron. Unser Jahr-
hundert hat seltsame Dichter ge-
formt. Da gab es Solche, welche
in ihrer Kunst das Werkzeug er-
blickten, gewaltige Wahrheiten zu
verkünden oder mit Tiefsinn ab-
grundtiefe Brunnen zu graben, von
Jenen abzusehen, welche nach »un-
erhörten, seltenen Schönheiten«
auszogen oder mindestens auf den
Schultern der Frühern stehen wollten.
Da kam ein gewisser Liliencron,
welcher die Kühnheit besass, das
Wesen der Dichtung nicht etwa in
tiefsinniger Symbolik, sondern ganz
einfach in dem Ausdrucke der sinn-
fälligen Beziehungen von Personen
und Gegenständen zu finden. Wenn
er ein Gefühl zum Ausdruck bringen
wollte, fragte er sich nicht, ob dieses
nicht schon von Anderen geschildert
worden sei oder ob er ihm eine
neue unerhörte Form abzugewinnen
wisse. Der bacchantische Literar-
historiker kam in ihm nie zur Gel-
tung. Den Vers bestimmte die ein-
fache, sachliche Situation, und auch
später, als man ihn Meister nannte,
kam bei seinem Versbau nicht jene
peinliche Erwägung in Betracht,
welche einen andern grossen deut-
schen Lyriker unserer Tage zu be-
stimmen scheint, nämlich die, zu
ganz besonders gesteigerten Vers-
bauten und Stimmungen verpflichtet
zu sein. Er lebt sein Leben in den
Liedern ganz einfach, seine Gefühle
haben wie die in Goethe’s Liedern
Jeden bewegt. Er findet aber da-
für den Ausdruck, und damit ist
bei ihm das ursprüngliche Gefühl
zwischen Dichter und Alltags-
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