Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 7, S. 273

Die Somnambulen als Lehrer (Prel, Dr. Carl du)

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 7, S. 273

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DIE SOMNAMBULEN ALS LEHRER. 273

sie herumspringend so schnell um sich selbst sich drehte, bis sie ohn-
mächtig niederfiel.1) Chardel beobachtete eine Kranke, die durch
drehende Bewegungen sich in Somnambulismus versetzte,2) und Bertrand
spricht von einer Patientin, die mit unglaublicher Geschwindigkeit um
sich selbst sich drehte, bis sie ohnmächtig ward.3) Vielleicht ist auch
das Tanzen des Königs Davids vor der Arche4) und das des heiligen
Pascal Baylon vor der Statue der Jungfrau Maria5) in dieser Weise
auszulegen. Auch sonst noch ist die instinctive Anwendung dieses Ver-
fahrens beobachtet worden.6) Bei der Epidemie der Besessenen in
Landes drehte sich eines der Mädchen mehr als eine Stunde lang auf
ihren Füssen.7) Es steht diese Erscheinung in Analogie mit solchen
der unorganischen Natur, indem z. B. eine um ihren Mittelpunkt ro-
tirende Kupferscheibe elektrisch wird.

Aber auch das Verfahren, durch odische Manipulationen sich zu
wecken, wandten die Somnambulen häufig an. Da nun der Fall nicht
selten ist, dass ein ungeübter Magnetiseur das Erwecken nicht zu Stande
bringt, ist das einfachste Mittel wohl das, die Somnambulen selbst
zu fragen.

Wir finden also die Somnambulen orientirt in Allem, was die
Wirkungen des Magnetismus betrifft.


1) Annales du magn. an., II., 128. — 2) Chardet: Esquisse de la nature
humaine, 263. 3) Bertrand: Traité du somnambulisme, 596. — 4) 2. Kön., 6, 14.
— 5) Ribet: La mystique divine, II, 405. — 6) Archiv III, 2, 64. — 7) Bizouard:
Rapports de l’homme avec le démon., IV., 34.

(Schluss folgt.)


Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 7, S. 273, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-07_n0273.html)