|
er auch an das Fronz’sche
Volksstück den socialen Mass-
stab anlegt und schreibt: »Heute
muss dargestellt werden, wie
ein Mädchen unter dem Ein-
flusse der gesellschaftlichen Ver-
führungskeime innerlich zu Falle
kommt, und dazu bedarf es keiner
Gelegenheitsmacherin und nicht
des stereotypen Wüstlings.« Des
Typischen der letzteren Figur ist
sich der Verfasser bewusst, wenn
er sie mit einer feinen Nuance auf
dem Theaterzettel und im Stücke
kurzweg als »Der Herr Director«
anführt. Man wird an den
»Herrn« in Schnitzler’s »Liebelei«
erinnert, nur dass diese Art eine
Figur zu bezeichnen hier affectirt
und gezwungen ist, während sie
im »Kuckucksei« ein charakteristi-
sches Streiflicht auf das ganze
Milieu wirft und einen Beigeschmack
von Humor aufweist. Noch manche
Einzelheit, namentlich im dritten
Acte, hat Herrn Fronz ermunternden
Beifall eingetragen. Die Productivi-
tät dichtender Schauspieler wird,
abgesehen von den evidenten Vor-
theilen, die sie für ihre Theater
mit sich bringt, den nicht zu unter-
schätzenden Nutzen haben, dass
sie geschäftige Bühnenhandwerker
vom Schlage der Victor Léon
überflüssig macht.
Alpha.
Hofoperntheater. Die
Braut von Korea. Ballet von
Regel und Hassreiter. Musik
von F. Bayer.
Herrn Director Jahn ist es glück-
lich gelungen, sich den grössten
Theil des musikverständigen Wiener
Opernpublicums zum Feinde zu
machen; mit den Herren Ballet-
habitués scheint er sich aber ver-
halten zu wollen: das schliessen
wir aus der Première, die uns die
|
Oper kurz vor Thorschluss be-
scheerte. Was — bei dem jetzigen
Personalstand — sämmtliche Sänger
und Sängerinnen des Hauses nicht
im Stande gewesen wären — unsere
Ballerinen im Vereine mit den
reizvoll gemalten Decorationen
Brioschi’s haben es fertig gebracht,
einem schwächlichen Werke vor
dem vollzählig erschienenen Parquet
von Habitués einen grossen Erfolg
zu erringen. Es gab aber auch viel
schönes Neue — eine Seeschlacht
mit Torpedos und eine Schlacht
zu Lande mit Kanonen — und
viel schönes Aeltere im Massen-
aufgebote des Balletcorps und in
Bayer’s Musik zu sehen und zu
hören. Mit der Aufzählung des
gebotenen Guten sind wir schneller
fertig als mit dem Tadeln. Da ist
vor Allem der ebenso alberne als
langweilige Text der Firma »Regel
und Hassreiter«, die unbegreiflicher-
weise jedes Jahr mit ihren Neu-
fabricaten erscheinen darf, zu er-
wähnen. Aber auch Capellmeister
Bayer’s Musik kann diesmal
nicht gelobt werden. Seinem liebens-
würdigen Talente mangelt die
Gabe, zu charakterisiren, gänzlich;
so ist es gekommen, dass seine
Charakteristik, auf der Reise nach
China begriffen, die Fahrt schon,
beim »Heurigen« der Wiener Vor-
orte angelangt, einstellen musste.
H. K—r.
Edmund Hellmer’s Mar-
morbrunnen. Durch die Auf-
stellung des Hellmer’schen Monu-
mentalbrunnens »Die Macht zu
Lande« hat die Façade der k. k.
Hofburg am Michaelerplatz den
letzten Schmuck nach den Plänen
Fischer v. Erlach’s erhalten.
Bei der Fertigstellung dieses Kunst-
werkes drängt sich unwillkürlich
|