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von Salamanca die Traditionen der
Kreuzzüge ein. Von dort stammen
seine ersten Werke, el carro de
Cielo und la cena de Baltasar.
Später aber, als ihm auf italieni-
schen Fahrten und im Schlosse
Buen Retiro die Welt der Renais-
sance aufging, die damals auch
Spanien erfüllte, erblickte er
den Riss, der durch die Ge-
sellschaft jener Zeit ging, und
machte eine seelische Umwand-
lung durch. Sein Thema wurde
jetzt der Zwiespalt zwischen dem
herrschenden Cult und dessen Ver-
tretern; der unüberbrückbare Gegen-
satz zwischen einer aristokratischen
instinctsicheren Herrenrace und der
von ihr bekannten Lehre der Selbst-
verneinung. Dies Problem, das
durch die Renaissance für das
übrige Europa gelöst worden war,
beschäftigte ihn unaufhörlich und
gibt seinen Dichtungen die brün-
stige Vertiefung, den magischen
Glanz, das innere Tönen. Aus ihm
heraus entstanden seine berühmte-
sten Werke, wie der »Standhafte
Prinz«, der noch heute das spani-
sche Theater beherrscht, und die
»Tochter der Luft« sowie »Das
Leben ein Traum!« Calderon hat
nichts von der Ruhe und Con-
centration des Lope, er verschmäht
den Estilo culto des geistreichen
Gongora. Man möchte auf ihn das
Wort Nietzsche’s anwenden, vom
»Fanatiker, dem nach innen ge-
wandten Krieger«.
Die Romantiker haben ihn ver-
kündet, im Anfang des Jahr-
hunderts; und Grillparzer, den
ähnliche Probleme bewegten, stellte
ihn über Shakespeare. Dann blieb
erlange verschollen. Die Aufführung
im Rathhaus war schön und
stylvoll, wenn auch Berufsdar-
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steller mehr am Platze gewesen
wären als Dilettanten. Als »Meister«
gefiel Herr Paul Wilhelm, während
Frau Kralik die »Welt« spielte, als
wolle sie zur — Askese anspornen.
F. R.
Peter Nansen. Aus dem
Tagebuch eines Verliebten.
Berlin, S. Fischer, Verlag.
Nichts Dänisches ist in diesem
Buche Peter Nansen’s. Nichts von
den abendblassen, schwermüthigen
Farbenstreifen des Nordens, die
Sehnsucht wecken, und der ewigen
Melodie des Meeres, die Erlösung
braust. Es könnte auch in Paris
oder Wien geschrieben sein, so
klug, lächelnd und graciös sind
seine Geschichten. Und wovon sie
plaudern, ist fast immer dasselbe:
die Liebe. Frau Venus aber, von
der die Jünglinge träumen, die
rosenumschimmerte, mit den ster-
benssüssen Violenaugen und dem
heissen, entseelenden Athem ist
zur Salondame geworden. Sie thront
nicht mehr in nackter Schöne auf
weissen Marmoraltären, darauf
schlanke Feuerlilien brennen, und
lauscht nicht anbetungsfroh den
trunkenen Hymnen ihrer Sänger.
In einem weichen Sammetfauteuil
lehnt sie, in mondainster Toilette,
und lässt sich, voll schalkhafter
Vornehmheit und koketter Güte,
die zierlichen Pointen und leisen
Nuancen ins Ohr flüstern. Sie freut
sich ihrer, lächelt und hat sie ver-
gessen.
H. H.
La Steppe. Von Alexandre
D’Arc. Paris 1897. Calmann Lévy.
Es ist bei Calmann Lévy ein
interessantes Buch, La Steppe, unter
dem Namen Alexandre D’Arc er-
schienen, hinter welchem eine russi-
sche Fürstin verborgen ist. Solche
Bücher könnten öfters geschrieben
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