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lichem Schneesturm eines Kindes
genas, die Auftritte zwischen Xenia
und Gritzko, zwischen Marika und
der alten Jüdin.
Auch gibt es in diesem Buch
einen französischen Marquis, welcher
wirklich sehr französisch ist, ein
wenig Geist, ein wenig Herz, ein
wenig Sinnlichkeit; von Allem ein
wenig. Dieser »gentil garçon« hat
von nichts so viel, um etwa aus
der Mittelmässigkeit herauszutreten,
was immer missfallen könnte. Am
Schluss äussert er sogar eine Art
tiefer Gefühle, die auch im Augen-
blick wahr sein mögen. Er ist
vortrefflich beobachtet, dieser Mar-
quis, wie er so überall herum-
schnüffelt und Süssigkeiten sagt.
Ich habe oben bemerkt, solche
Bücher sollten mehr geschrieben
werden, und zwar darum sollten
sie es, weil sie wahrhaft Erlebnisse
sind, nicht trockene Berichte von
Reisebeschreibern und Geographen.
Ich meine nicht die erzählten That-
sachen, sondern das empfundene
Milieu, jene erlebte, den Sinnen
nur langsam zugängliche Schönheit
der Dinge und Menschen. Darum
sagte ich auch, es sei so viel Liebe
in diesem Buch.
Oscar A. H. Schmitz.
Die Budapester Theater-
scandale werfen ihr klares Licht
auf die Ansichten der transleitha-
nischen Nachbarn: sie sind schwär-
merische, selbstlose Anhänger der
Exporttheorie, aber auch einge-
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fleischte Gegner eines Importes auf
dem Gebiete der Kunst, eines
Importes, der nichts Willkommenes
bringt. Wie gütig Ungarn gegen
uns war! Fast kein Monat verging
im Winter, wo die Wiener Blätter
nicht Gelegenheit gehabt hätten,
von einer frischen Sendung fetten
oder mageren Fleisches aus Arpads
divanährenden Gefilden zu ver-
melden. Und keiner kam zu kurz:
eine entschädigende Sturzfluth von
Decolletagen und Enthüllungen auch
für Jene, die mangels eines nöthi-
gen Betriebscapitales das blosse
Zusehen hatten. Sie haben sich oft
für unsere nothleidende jeunesse
dorée geopfert, die armen heimat-
fernen Schönen: wie hilfsbereit
stellte sich Frau K.-K. bloss, wie
gerne gab Fräulein P. ihr letztes
Kleid her, um kalten Herzen warm
zu machen! Was hat die Wiener
Kunst dagegen den Söhnen Ungarns
geboten? Nichts! Wien war rück-
sichtslos und undankbar. Statt die
Mitzi-Gitzi oder die Kathi Hornau als
reine ideale Vertreter unserer
Kunst officiell nach Budapest zu
senden, zogen — incredibile dictu
— Frau Hohenfels, Herr Krastel
und Herr Christians zu den magya-
rischen Estheten! Musste sich die
beleidigte magyarische Cultur nicht
mit einem »Teremtete, hinaus!«
Luft machen? Gewiss, und kein
wahrer, modern Gebildeter wird
dem beleidigten ungarischen Kunst-
gefühl ein mitfühlendes »Bravo«
verweigern können
Alfr. N—nn.
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