Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 2, Nr. 22, S. 861
Zum Umbau Wiens Die wahre Geschichte von Josua (Schmidkunz, Dr. HansVeber, Pierre)
Text
eben nur den Werth der Zahlen hat, dass wir Verkehr und Kunst,
aber keine Geometrie brauchen; dass demnach Plätze geschlossen
bleiben und Strassen auseinander, nicht ineinander führen sollen; dass
die grossen Hauptzüge als Grundrippen anders zu behandeln sind als
das Netz der Nebenzüge; dass eine grosse Stadt viele Centralpunkte
des Verkehrs (mit je einer Markthalle u. dgl.) braucht, deren jeder
eine energische Gruppirung von Bauten ergeben soll u. s. w. u. s. w.
Dem, der sich eine Einsicht darein erwerben will, steht genug Stoff
zur Verfügung; am aussichtsreichsten wohl die Vergleichung möglichst
vieler Städte und die daraus abgeleiteten Folgerungen über Geglücktes
und Verfehltes. Ebenso die Stimmen urteilsfähiger Fremder, die im
Besitz anderweitiger Erfahrungen und womöglich auch einiger Vor-
kenntnisse über die fragliche Stadt selber Manches sehen, was der
Einheimische als gewohnte Thatsache hinnimmt. Im Jahr 1835 schrieb
Moltke: »Wien ist eine prächtige Stadt « Die Begründung dieses
Urtheils mag man an Ort und Stelle nachlesen.
DIE WAHRE GESCHICHTE VON JOSUA.
Von Pierre Veber (Paris).
Deutsch von Alfred Neumann .
Und Josua sprach vor dem gesammten Volke Israel: »Sonne,
bleibe stehen über Gideon!« Und die Sonne blieb stehen, die sieg-
reichen Juden begannen nun die Amoreer zu verfolgen und sie nach
Herzenslust abzuschlachten, ohne sich jedoch sonderlich zu beeilen:
denn die Sonne drehte sich nicht mehr um die Erde, und die Nacht
konnte nicht anbrechen, so lange das Gestirn nicht wieder seinen Lauf
begonnen hatte. Bald aber verbreitete sich eine entsetzliche Hitze über
der Ebene, die strikende Sonne warf ihre sengenden Strahlen auf die
Söhne Israels, und das Massacre begann ein träges Tempo anzunehmen.
Die Pflanzen, die plötzlich vertrockneten, schrumpften ganz zusammen,
die Haut von Mensch und Thier sprang auf, und der Geruch von ge-
röstetem Fleisch ward stärker als der von dampfendem Blut; das
ganze Land kochte.
Und Josua stierte, in seinem Hochmuth denn doch ein wenig
betroffen, den Backofen an, den er so plötzlich geschaffen, als er die
Sonne in ihrem Laufe aufhielt. Trotzdem hatte er keine Lust, sich vor
dem Herrn, der ihm Allmacht verliehen, zu blamiren und die grosse
Scheibe wieder in Bewegung zu setzen
So sprach er denn zur Erde: »Jetzt bist du an der Reihe, be-
wege du dich!« Und sogleich liess die Hitze nach, da die Erde
langsam zu kreisen begann. Seit dieser Zeit dreht sich — die Erde
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 2, Nr. 22, S. 861, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-02-22_n0861.html)