Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 5, S. 190
Text
Schwer schweigt der Wald in schwarzer Pracht.
Mein Mantel flattert durch die Nacht,
Streift welkes Laub am Boden mit;
Und wo die Aeste wie Gestalten
Hoch über mir die Hände halten,
Folgt Zittern meinem festen Schritt.
Und leis’ an mir herniederglitt,
Als woll’s im feuchten Gras erkalten,
Was in mir kämpfte, rang und litt;
Was ich in mir für schlecht gehalten,
Das nahm die Nacht im Athem mit.
Und stiller meine Schritte hallten
Wie eines fremden Freundes Tritt.
München. Wilhelm von Scholz.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 5, S. 190, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-05_n0190.html)