Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 10, S. 371

Stücke aus einem Roman in Romanzen »Zwei Menschen« (Dehmel, Richard)

Zum TEI/XML Dokument

Faksimile

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 10, S. 371

Text

STÜCKE AUS EINEM ROMAN. 371

und ich — oh Lux: nit wahr? ich glaub,
Dir kann ich Alles, Alles sagen;
o furchtbar, sich mit Heimlichkeiten tragen!
Nit, du? — Du! Lukas! — Bist du taub?!

Schweigen. Ihre Augen schauen
nachtbraun seine morgengrauen
durch den Rauch verschleiert an.
Sacht die Lider schliessend sagt ein Mann:

Früher konnt’ ich schwer mit Leuten reden,
jetzt sprech’ ich mit dem Fremdesten gern.
Es geht ein Band von dir durch mich zu Jedem.
als wenn wir Alle Engel wär’n.
Und doch — wer darf uns Teufeln trauen!
schon Eva hat zu klar erkannt:
das Unerkannte ist es, was uns bannt.
Denn eine tiefe Wollust schläft im Grauen.

Sie lächelt leise; er sieht es nicht.
Sie blasen wieder Ringe in die Luft.
Das Zimmer schwimmt voll Cigarettenduft.
Zwei Menschen horchen, was ihr Inneres spricht.


Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 10, S. 371, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-10_n0371.html)